Ostsee-Kreuzfahrt mit der Ms Grand Princess im Juni 2004


Gesamter Inhalt: Kreuzfahrt Reiseberichte


Ostsee-Kreuzfahrt
Route: Kopenhagen - Nynäshamn (Stockholm) - Helsinki - St. Petersburg - Tallinn - Gydnia (Danzig) - Warnemünde - Helsingör - Kopenhagen

Das Schiff
Die Grand Princess ist das größte Kreuzfahrtschiff, das die Ostsee befährt. Bei der Indienststellung des Schiffes im Jahre 1998 war es das größte Passagierschiff der Welt, und es ist eines der wenigen Post-Panmax-Schiffe (d.h. es ist zu groß, um den Panama-Kanal zu passieren). Bei einem Schiff dieser Größe wird es auch mit mehr als 2600 Passagiere an Bord niemals beengt. Ganz im Gegenteil, abends sind die öffentlichen Räume meist viel zu leer. Nur das Casino ist immer gut besucht.


Die Ms Grand Princess in Warnemünde
Technische Daten der Grand Princess:

Reederei: Princess Cruises (Carnival)
Gebaut 1998 bei Fincantieri, Italien
BRZ: 108806
Länge: 289 Meter
Breite: 36 Meter
Tiefgang: 8 Meter
Passagiere: 2600
Kabinen: 1300
davon mit Balkon: 881
Besatzung: 1100
Öffentliche Decks: 14
Pools: 4
Geschwindigkeit: 22,5 Knoten

Bilder von Bord der Ms Grand Princess

Die Grand Princess verfügt über 18 Decks. Auf dem untersten, öffentlich zugänglichen Deck (Deck 5) befindet sich mit dem Michelangelo Dining Room eines der drei Hauptrestaurants an Bord (mit Anytime-Dinning, mehr dazu weiter unten unter "Das Essen"), das Internet-Center, die Bibliothek, die zweite Rezeption (nur zeitweise geöffnet), die Bildergalerie (für Versteigerungen) und einige Kabinen. Außerdem ist auf diesem Deck die unterste Ebene der Atrium-Lobby mit Bar. Zu verschiedene Tageszeiten gibt es hier auch Live-Musik. Vorn auf Deck 6 ist die untere Ebene des großen Princess Theater mit 747 Sitzen über zwei Decks. Dahinter folgt die kleine, etwas dunkle Sport-Kneipe Shooters. Gleich danach folgt das große Casino. Im Atrium ist die Rezeption (24 Stunden geöffnet), ein allgemeiner Souvenirladen und ein Juwelier. Hinter dem Atrium liegt der Da Vinci Dining Room (ebenfalls Anytime Dining), das zweite Hauptrestaurant an Bord. Achtern liegt der Botticelli Dining Room, das dritte Hauptrestaurant an Bord mit traditionelle Essenssitzungen. Dieses Restaurant ist vom restlichen Deck 6 durch die Küche abgetrennt und nur umständlich über Deck 7 zu erreichen.


Panorama-Aufnahme des Princess Theaters, Deck 6/7

Deck 7 verfügt über eine Promenade, die das ganze Deck umläuft. Im vorderen Bereich verläuft die Promenade über zwei Balkone, die über den Schiffsrumpf hinausragen und somit tolle Blickwinkel ermöglichen. Im Bugbereich verläuft die Promenade auf Deck 8. Jogger müssen pro Runde also zweimal Treppen steigen. Innen beginnt Deck 7 vorn mit der oberen Ebene des Princess Theater. Gefolgt vom Restaurant Painted Desert (Zusatzkosten: 6 Dollar). Hier gibt es mexikanische Küche mit Live-Musik. Vor dem Atrium in der Mitte des Schiffes liegen dann noch die Hochzeitskapelle und ein weiterer Laden mit Schmuck und Uhren. Auf der Backbordseite des Atriums befindet sich ein Laden mit zumeist teurer Abendgadrobe. Auf der Steuerbordseite ist die Promenade Lounge. Hier tritt abends ein singender und klavierspielender Alleinunterhalter auf. Sehr beliebt, was es schwer macht einen Sitzplatz zu bekommen. Nach dem Atrium folgt die große Explorers Lounge mit 352 Sitzplätzen. Hier gibt es neben Live-Tanzmusik auch Veranstaltungen wie "Wer wird Millionär" oder Karaoke. Ich habe die Lounge während der ganzen Reise kein einziges Mal halbwegs gefüllt gesehen. Hinter der Explorers Lounge folgt die kleinere, maritim eingerichtete Wheelhouse Bar. Hier gibt es abends oft Live-Jazz. Vor der Wheelhouse Bar und dem angrenzenden Restaurant Sabatini Trattoria befindet sich die Fotogalerie. Für ein Essen im Sabatini Trattoria muß ein Extra-Trinkgeld bezahlt werden. Ich glaube die Höhe lag bei 20 oder 25 Dollar pro Person. Angesichts des guten Essens im Hauptrestaurant sehen wir es jedoch als pure Verschwendung an hier zu essen und haben das Restaurant dem entsprechend nicht ausprobiert. Am Heck von Deck 7 liegt die Vista Lounge, das zweite Theater der Grand Princess mit 456 Sitzplätzen. Auf den Decks 8 bis 12 folgen ausschließlich Kabinen. Auf dem Achterdeck von Deck 12 und unterhalb des Heckspoilers der Grand Princess befindet sich ein Swimmingpool mit Blick aufs Meer. Ein Achterdeck mit Pool ist auf modernen Schiffen eine Seltenheit. Auf älteren Schiffen war dies meist der einzige Pool an Bord.

Auf Deck 14 (Deck 13 gibt es nicht!) achtern liegt das große Buffetrestaurant Horizon Court / Terrace mit 704 Sitzplätzen. Hier kann man rund um die Uhr essen (siehe "Das Essen"). In der Mitte von Deck 14 liegen die zwei Hauptpools der Grand Princess. Als erstes der Calypso Pool mit 2 Whirlpools unter einem einfahrbaren Glasdach. Das Dach war während unserer Reise die gesamte Zeit geschlossen, weshalb dieser Pool wohl als einziger annehmbare Temperaturen hatte. Weiter vorn liegt der Neptun Pool mit Sonnendeck und ebenfalls 2 Whirlpools. Ganz vorn auf Deck 14 sind dann nochmal ein paar Kabinen. Vorn auf Deck 15 liegt der Fitness und Spa-Bereich mit großem Friseursalon. In der Mitte dieser Einrichtungen liegt in einem nach oben offenen Innenhof der Lap-Pool. Durch den Innenhof ist er sehr abgeschieden und bietet mit den Teakholz-Liegestühlen einen schönen Ort zum dösen am Pool. Der Pool verfügt über eine Gegenstromanlage, dazu 2 Whirlpools sowie Dampf- und normale Sauna (nach Geschlechtern getrennt). Leider waren die Pools (bis auf den überdachten Pool) während der gesamten Reise sehr kalt. Ich bin bisher immer davon ausgegangen, daß man diese beheizen kann. Davon bin ich nach dieser Reise nicht mehr überzeugt. Das Fitness-Center ist nicht so groß wie auf den neusten Einheiten von Royal Caribbean oder Celebrity-Cruises, aber immer noch groß genung, dass uns genügend freie Geräte zur Verfügung stehen. Die Wellness-Anwendungen haben wir nicht getestet. Diese waren wie immer extrem teuer. Vor dem Calypso-Pool und dem Schornstein liegt der 9-Loch Minigolfplatz (kostenlos) sowie der Golfsimulator (gebührenpflichtig). Am Ende von Deck 15 liegt die Cyber Zone, bestehend aus einer Tenniedisco und einer riesigen Ansammlung von Spielgeräten und Automaten. Die Geräte sind alle gebührenpflichtig und ich habe nie jemanden gesehen, der sie benutzt. Vielleicht ist dies abends zur Tenniedisco anders. Diese Einrichtung mit den Spieleautomaten erscheint völlig überdemensioniert, was auch Princess Cruises mittlerweile wohl so sieht, fehlt doch die Einrichtung in dieser Form auf dem neusten Schiffen dieser Klasse (Caribbean Princess).

Auf dem Achterdeck von Deck 16 gibt es nochmal zwei Whirlpools, genannt The Oasis. Die Whirlpools liegen höher als das Deck, wodurch man einen wunderbaren Blick hat, während man im Whirlpool sitzt. Dies ist wohl der angenehmste Platz den man sich denken kann, um das Auslaufen aus einem Hafen zu beobachten. Vorn auf Deck 16 liegt der Bereich mit Kinder- / Tenniebetreuung samt eingenem Pool und Whirlpool. Direkt oberhalb der Brücke liegt noch ein Paddel-Tennisplatz mit schöner Aussicht. Das wohl markanteste Erkennungsmerkmal der Grand Princess folgt ganz oben auf Deck 18. Der Skywalkers Nightclub liegt in einer Art überdemensionalem Heckspoiler, erreichbar von Deck 17 über einen gläseren Gehweg samt Rolltreppe. Tagsüber bietet die Lounge atemberaubende Aussichten. Schaut man nach vorne, erscheint es so, als würde man die Grand Princess aus einer etwas höherliegenden Position, wie z.B. mit ein tieffliegendes Flugzeug, verfolgen. Nachts dient die Lounge als Disco. Während unserer Reise war die Disco nie gut besucht, was wohl auch an der anstengenden Abfolge von Auslaufhäfen und dem etwas älteren Publikum lag. Das Schiff ist mit einem Alter von 6 Jahren das älteste Kreuzfahrtschiff mit dem wir bisher gefahren sind. Während der gesamten Reise wurde ständig an vielen Orten gestrichen, selbst die Holzzierleisten in unserem Kabinengang waren während der Reise einmal an der Reihe. Rost oder ähnliches wird man an Bord vergeblich suchen. Trotzdem gab auch immer wieder Stellen, an denen sich die Abnutzungserscheinung des Schiffes nicht verbergen ließen. Hier scheint mal wieder ein kurzer Werftaufenthalt fällig zu sein. Als wir mit der 5 Jahre alten Splendour of the Seas unterwegs waren, haben wir derartige Mängel nicht feststellen können. Aber vielleicht schaut man mittlerweile einfach etwas genauer hin.

Die Passagiere
Das Schiff war ausgebucht, was wohl der Regelfall ist. Es waren 2716 Passagiere an Bord. Die genaue Zusammensetzung der Passagiere nach Nationalitäten wollte man mir nicht verraten. Es waren jedoch fast ausschließlich Amerikaner und Engländer an Bord. Die Passagiere waren alt, aber immer noch jünger als von uns angesichts der Route erwartet. Ich würde den Durchschnitt auf 55 Jahre schätzen. Für eine Ostsee-Kreuzfahrt ist das noch jung. Die Mitreisenden an Bord waren die angenehmsten, die wir bisher auf unseren Kreuzfahrten hatten. Große Reisegruppen waren nicht an Bord. Alle waren sehr freundlich und rücksichtsvoll. Insbesondere beim Essen haben wir sehr viele nette Leute kennengelernt.

Das Essen
An Bord der Grand Princess gibt es drei Hauptrestaurants. Eines davon bietet zwei feste Essenssitzungen, wie sie auf vielen anderen Schiffen üblich sind. Die beiden anderen Restaurants bieten "Anytime Dining", was auch wir gewählt hatten. Hierbei kann man irgendwann zwischen 17:30 und 22:00 Uhr im Restaurant erscheinen, und bekommt dann den nächsten freien Tisch zugewiesen. Hierbei kann man wählen, ob man an einen Tisch für zwei Personen oder an einen größeren Tisch will. Egal was wir gewählt haben, wir mußten während der ganzen Reise kein einziges Mal warten. Nur einen Tisch am Fenster haben wir nie bekommen, dafür kommt man an einer Reservierung wohl nicht vorbei. Durch Anytime Dining ist man sehr flexibel und verpasst z.B. nie mehr eine Hafenausfahrt. Außerdem hat man ständig wechselnde Tischpartner, wodurch man viele Leute kennenlernen kann. Will man zusammen mit bestimmten Leuten essen, trifft man sich bereits vor dem Restaurant oder reserviert sich einen gemeinsamen Tisch. Das Essen am Abend war sehr gut, sowohl was Geschmack als auch Qualität der Speisen und Präsentation ansgeht. Wir hatten dies aufgrund unserer schlechten Erfahrungen mit Royal Caribbean im letzten Jahr keinenfalls erwartet und waren dann umso positiver überrascht. Während unserer letzten Reise servierte uns Royal Caribbean an Bord der Brilliance of the Seas, ganz abgesehen von Geschmack und Qualität, noch einen Hummer, der eigentlich die Bezeichnung Baby-Lobster verdient hätte. Und weil davon niemand satt werden kann, gab es gleich noch ein Steak dazu. Ganz anderes auf der Grand Princess. Hier stand Hummer während der Reise gleich zweimal auf der Speisekarte. Serviert wurden am Lobster-Tag dann keine Miniexemplare, sondern gleich 2 ausgewachsene Lobster als eine Portion. Was für ein Unterschied. Leider hatten wir bereits am Vortag etwas ähnliches wie Krebs-Beine (man weiß machmal nicht genau was man ißt, wenn die Karte auf englisch ist) gegessen, und konnten keine Schalentiere mehr sehen. Das Essen am Mittag ist ebenso lecker wie am Abend. Leider ist das Hauptrestaurant zum Mittag nur von 12 bis 14 Uhr geöffnet, was einem im Vergleich zum Buffetrestaurant zeitlich unflexibel macht. Wir haben es deshalb während der Reise nur ein einziges Mal genutzt. Das Frühstück im Hauptrestaurant haben wir überhaupt nicht genutzt. Wir sind immer ins Horizon Restaurant, ein 24-Stunden-Buffet-Restaurant, gegangen. Das mit den 24 Stunden ist kein Scherz, und ich habe hier wirklich zu jeder Uhrzeit Leute essen gesehen. Nachts ist ein kleiner Teil des Restaurants mit Bedienung am Tisch, so dass man sich um 3 Uhr nachts noch ein Steak servieren lassen kann. Die Auswahl beim Frühstück ist auf den amerikanischen/englischen Geschmack ausgerichtet. Somit ist die Auswahl für deutsche Bedürfnisse eher mässig. Z.B. gibt es nur 1, max. 2 Sorten Wurstaufschnitt, dafür aber warme Würstchen, Baconstreifen und verschiedene Sorten Rührei. Etwas Anderes darf man auf einem amerikanischen Schiff aber auch nicht erwarten. Auch die Abwechslung beim Mittags- und Abendbuffet könnte größer sein. Dafür ist aber auch die Qualität des Buffetessen sehr gut. Am Hauptpool (Neptun Pool) gibt es zwei weitere Essensstationen. An der einen wird direkt vor den Gästen leckere frische Pizza gebacken. An der anderen gibt es weiteres Fast-Food wie Hamburger und Pommes, aber auch deutsche "Spezialitäten" wie Knack- und Bratwurst mit Sauerkraut. Sie tragen übrigens auch an Bord dieses amerikanischen Schiffes die gleichen deutschen Bezeichnungen.

Der Service
Princess Cruises gehört zu den Reedereien, die das Trinkgeld automatisch vom Bordkonto des Gastes abbuchen. Man kann den Betrag, jedenfalls zur Zeit, noch ändern oder ganz streichen, um das Trinkgeld wie früher üblich in bar zu verteilen. Die automatische Abbuchung hat auch Auswirkungen auf den Service, wenn auch etwas andere, als man erwarten würde. Der Service war nämlich keinesfalls schlechter als auf unseren bisherigen Schiffen. Die Kabine wurde immer ordentlich gereinigt und auch Sonderwünsche, soweit möglich, alle erfüllt. Auch die Bedienung im Restaurant war immer zur Stelle und servierte nie das falsche Gericht. Das gesamte Personal an Bord war sehr freundlich. Der Unterschied zu Schiffen ohne automatsiche Abbuchung des Trinkgeldes war jedoch, daß das Personal nicht versuchte, eine persönliche Beziehung zum Gast aufzubauen, sondern sich auf seine Arbeit beschränkte. Üblicherweise fragt einem der Kellner während des Essens Löcher in den Bauch und erzählt einem unter Umständen auch noch seine eigene Lebensgeschichte. Ob man dies als Vor- oder Nachteil ansieht, wird wohl jeder anderes beantworten. Ich empfand es als angenehm, war doch die Kommunikation mit den Passagieren mehr als ausreichend und bei unseren nicht perfekten Englischkenntnissen Herausforderung genug. Die Mehrzahl der Besatzung an Bord kam übrigens aus dem asiatischen Raum. Die höheren Positionen waren wie immer mit Europäern und Nordamerikanern besetzt.

Die Abendunterhaltung
An Bord der Grand Princess gibt es zwei Theater. Jeden Abend gibt es in beiden Theater Unterhaltungsprogramme, fast immer zwei Aufführungen pro Abend und Theater. Machmal werden die Shows am nächsten Tag wiederholt, damit jeder die Chance hat sich jede Show anzusehen. Aufgrund der Anzahl an Sitzplätzen und der Zahl der Passagiere ist dies aber auch notwendig. Im Gegensatz zum System mit festen Sitzungen für Restaurant und Theater hat man somit viel Freiraum bei der Gestaltung des Abends. Will man keine der Shows verpassen, bedarf es aber schon einer ordentlichen Planung. Verpasst man doch mal etwas, kann man sich damit trösten, dass die Abendunterhaltung an Bord der Grand Princess nicht mit der an Bord der neusten Royal Caribbean Schiffe mithalten kann. Nicht daß es an der Quantität gefällt hätte, und auch an der Qualität dürfte es nicht gelegen haben. Problem war wohl, daß die Abendunterhaltung auf ein älteres amerikanisch/englisches Publikum abgestimmt ist. Und damit konnte ich in den meisten Fällen nicht viel anfangen. Royal Caribbean ist hier wesentlich mehr auf einen jüngeren, internationalen Geschmack ausgerichtet. Details zu einzelnen Veranstaltungen finden sich in der Beschreibung der einzelnen Tage.

28.06.2004 - Anreise nach Kopenhagen, Dänemark
Fahrt von Hamburg nach Kopenhagen in einem sehr komfortablen IC-Zug der Dänischen Bahn. Fahrzeit 4,5 Stunden inkl. 45 Minuten Fährfahrt Puttgarten - Rödby. Preis: 98 Euro für 2 Personen hin- und zurück im Sparpreis 50 ohne Bahncard. Vom Hauptbahnhof mit dem Taxi zum Terminal (Freeport Terminal) für 135 Dänische Kronen (ca. 18 Euro).
Neben der Grand Princess liegt die Costa Marina am Free Port Terminal. Die Marco Polo und die Delphin Renaissance liegen am benachbarten Langelandkai. Die Einschiffung geht sehr schnell, so dass wir gegen 13 Uhr unsere Kabine an Bord der Grand Princess beziehen können. Der erste Weg führt uns natürlich erstmal zum Essen ins Buffet-Restaurant Horizon Court (Deck 14). Hier erwerben wir auch gleich für 25 Dollar (ca. 21 Euro) ein Soda-Package mit dem man während der gesamten Reise kostenlos Softgetränke (Cola, Sprite, Ginger Ale) in allen Bars und Restaurants bekommt. Gegen 18 Uhr verlässt die Marco Polo als erstes Schiff den Hafen. Wir haben für diese Reise keine feste Essenssitzung, sondern können jederzeit in einem der beiden Restaurants für "Anytime Dinning" auftauchen und bekommen dann einen Tisch zugewiesen. Dadurch ist man sehr flexibel. So können wir vor der Ausfahrt im Restaurant Essen gehen. Nach der Ausfahrt aus Kopenhagen (21 Uhr) geht es dann zur Begrüßungsshow ins Theater. Der erste Teil ist eine ansprechende Musical-Show, danach folgt ein Sänger. Dieser strapaziert aber unsere Ohren, weshalb wir das Theater lieber verlassen.

29.06.2004 - Auf See
Der zweite Tag war der einzige richtige Seetag unserer Reise. Am Morgen passierten wir die stark frequentierten Wasserwege zwischen Deutschland und Dänemark sowie Schweden. Schon beim Frühstück kam uns die gerade umgebaute Finnjet entgegen "gebraust", weitere Fähren sollten folgen. Nach dem Frühstück ist unser erster Anlaufpunkt das Casino. Hier wird das Spiel Craps erklärt, ein in amerikanischen Casions weit verbreitetes Würfelspiel. Es ist viel einfacher, als man beim Anblick der vielen verwirrenden Felder auf dem Spieltisch denkt. Beim anschließenden Testspiel fahre ich ordentliche Gewinne ein, leider nur in wertlosen Spielchips. Danach wird das Fitness-Center getestet. Zur Erholung geht es zum Schwimmen in den Calypso Pool, ein Innenpool unter einen einfahrbaren Glasdach. Hier ist es schön warm, genau der richtige Platz bei dem noch etwas wolkigen Wetter. Später kommt die Sonne heraus, so dass wir bei tollen Sonnenschein am hinteren Pool (Terrace Pool) dösen können. Es folgt der erste von zwei formellen Abenden dieser Kreuzfahrt. Der Gala-Empfang mit dem Kapitän findet in der dreistöckigen Lobby der Grand Princess statt. Der Kapitän Nicolo Bommarco (Italiener) und die anderen Offiziere mischen sich unter die Passagiere und stehen zu allen Fragen Rede und Antwort. Dafür hätte die anschließende Rede des Kapitäns nicht kürzer sein können. Nach dem Essen geht es dann ins Theater. Es wird die Musical-Show "Curtain Up" aufgeführt. Es werden nicht die üblichen Musical-Stücke á la "Memories" gespielt, sondern eher traditionelle Musicals wie "Oklahoma". Ein anscheinender Musical-Fan neben mir ist sichtlich begeistert, und am Ende gibt es viel stehenden Applaus. Trotz der Abwechslung, meinen Geschmack treffen diese traditionelle Musicals nicht. Die anschließende Karaoke-Veranstaltung in der Explorer´s Lounge und der Live-Jazz in der Wheelhouse-Bar sind schlecht besucht. Es scheinen schon alle an Bord zu schlafen.

30.06.2004 - Nynäshamn (Stockholm), Schweden
Am nächsten Morgen liegt die Grand Princess in schöner Schären-Landschaft vor Nynäshamn vor Anker. Die meisten Schiffe legen direkt in Stockholm an. Der Grand Princess bleibt dieses, wohl aufgrund ihrer Größe, verwehrt. Mit dem Tenderboot geht es an Land. Ohne Wartezeit, wir sind allerdings auch spät dran. Stockholm kennen wir schon, so wollten wir uns nur Nynäshamn ansehen. Doch Nynäshamn stellt sich als viel kleiner als erwartet und ziemlich verschlafen heraus. So fahren wir dann kurz entschlossen doch lieber mit dem Zug nach Stockholm. Die Fahrt mit der Bahn dauert 1 Stunde und kostet pro Person 80 Kronen (ca. 8,70 Euro) für Hin- und Rückfahrt. Es gibt auch ein Tagesticket für 95 Kronen (10,35 Euro) mit dem man auch alle öffentlichen Verkehrsmittel in Stockholm benutzen kann. Weil wir erst so spät losgefahren sind, bleibt uns in Stockholm nur Zeit für einen Rundgang durch Gamla Stan (Altstadt) und ein wenig Shopping in der Innenstadt. In Stockholm liegen an diesem Tag auch die Kreuzfahrtschiffe Costa Marina, Mona Lisa, Seabourn Pride und das Fährschiff Gabriella von Viking Line. Zurück an Bord geht es in den Whirlpool achtern auf Deck 16. Von hier oben kann man wunderbar die Ausfahrt beobachten, während man sich im heißen Wasser kochen läßt. Am Abend geht es in die Snookers Sports Bar. Die ansonsten ausgestorbene Bar ist zum EM-Fussballspiel Portugal - Holland bis auf den letzten Platz besetzt. Gezeigt wird eine Übertragung aus dem finnischen Fernsehen. Besser als nichts.

01.07.2004 - Helsinki, Finnland
Wir liegen an einem Terminal in der Nähe der Kvaerner Masa Yards, dahinter die gewohnte Begleitung in Form der Costa Marina. Die Strecke von der Innenstadt zum Terminal habe ich auf einer früheren Reise schon einmal zurückgelegt. Beim Blick vom obersten Deck in Richtung Innenstadt erscheint die Strecke aber viel weiter als in meiner Erinnerung. Wir nehmen daher den Shuttle-Bus in die Innenstadt (4 Dollar je Richtung). Ein gute Wahl, denn wir sollten an diesem Tag noch genug laufen. Keine Sehnswürdigkeit wird ausgelassen: Kauppatori Marktplatz, Esplanadi-Straße, Felsenkirche, Senatsplatz und die orthodoxe Uspenski-Kathedrale. Architektonisch ist Helsinki eine eintönige Stadt, die meiner Meinung einen Charme vergleichbar dem des Ruhrgebietes hat. Zum Einkaufen eignet sich Helsinki auch nicht, es ist die teuerste Stadt der ganzen Reise. Für Fährschiff-Interessierte ist Helsinki aber immer eine Reise wert. Am Abend sehen wir uns in der Vista-Lounge (2. Theater) die Show des kanadischen Comedy-Zauberers Jean Boucher an. Comedy und Zauberei, eine typische Kombination für Abendunterhaltung auf amerikanischen Schiffen. Etwas, was es in Deutschland nicht zu geben scheint.

02.07.2004 - St. Petersburg, Russland
Alle großen Kreuzfahrtschiffe laufen den Handelshafen von St. Petersburg an, der ca. 20 Minuten Busfahrt vom Zentrum entfernt ist. Kleine Kreuzfahrtschiffe legen direkt an der Neva im Zentrum an. Mit uns im Handelshafen liegen heute die Crystal Symphony und Marco Polo. Später kommt noch - wie immer - die Costa Marina dazu. An der Neva liegen die Island Sky und Island Sun, Nautica (TMR) und die Black Prince. In St. Petersburg darf man als Kreuzfahrtpassagier nur an Land, wenn man einen organisierten Landausflug bucht oder ein Visum für Russland hat. Eigentlich wollten wir uns für unseren Aufenthalt in St. Petersburg ein solches Visum holen, um uns in St. Petersburg frei und nach belieben bewegen zu können. Da wir die Reise kurzfristig gebucht haben, wäre ein Visum aber mit erheblichen Kosten und Umständen verbunden gewesen. Wir haben deshalb auf das Visum verzichtet und notgedrungen 3 Landausflüge gebucht. Im Nachhinein muß aber gesagt werden, dass wir ohne organisierte Landausflüge sicher weitaus weniger von St. Petersburg gesehen hätten. Am ersten Tag haben wir einen Ganztagsausflug mit Katherinenpalast und Stadtrundfahrt St. Petersburg gebucht. Beim Frühstück sind wir noch etwas verschlafen, bevor es morgens um 7:30 Uhr losgeht. Unserer Neugier auf Russland und der Fahrstil unseres Busfahrers (eine rote Ampel bedeutet nicht zwangsläufig, dass man anhalten muß) sorgen aber dafür, dass wir schnell ganz wach sind. Laut unserer Reiseführerin haben wir einen der wenigen sonnigen Tage des ganzes Jahres erwischt. Gegen 8:30 Uhr erreichen wir den Katherinen-Palast in Puschkin, einem kleinen Ort in der Nähe von St. Petersburg. Ein riesiges Schloss in traumhaften blau, weiss und gold. Die frühe Öffnung ist exklusiv für Kreuzfahrer und wir sind heute die erste Gäste. Auch im Inneren ist der Palast sehr orpulent mit Gold ausgeschmückt. Allerdings bieten die Inneneinrichtung der verschiedenen Räume wenig Abwechslung. Höhepunkt der Besichtigungstour ist das Bernsteinzimmer. Der Anblick ist etwas ernüchternt. Angesichts der vielen Legenden hätte ich mir dieses Zimmer überwältigender vorgestellt. Es liegt wohl daran, dass Bernstein ein eher mattes Material ist und nicht so schön glänzt wie Gold. Nach der Besichtigung geht es mit einem kleinen Rundgang durch den Schlosspark zum Busparkplatz. Hier, und überall sonst, wo Touristen sich aufzuhalten pflegen, wimmelt es von Souvenirverkäufern. Angesichts der, für westliche Verhältnisse, günstigen Preise verfällt die Mehrzahl der Reisenden in einen regelrechten Kaufrausch. Danach geht es zum Essen in das Restaurant Russian House, ebenfalls in Puschkin. Zum leckeren Essen tanzt eine russische Folklore-Tanzgruppe zu schöner russischer Musik. Dank unbegrenzt ausgeschenkten Sekt und Wodka ist die Stimmung im Bus während der anschließen Fahrt zurück ins Zentrum von St. Petersburg sehr ausgelassen. Erstes Ziel ist hier das Smolny-Kloster. Leider ist die von außen sehenswerte Kirche wegen Renovierungsarbeiten mit einem Gerüst umbaut. Innen ist die Kirche schlicht weiß. Ein Chor tritt auf und singt drei russische Lieder. Weiter geht die Stadtrundfahrt vorbei an Newa und Eremitage. Nächster Halt ist die Isaaks-Kathedrale, die größte Kirche Russlands. Wir nutzen die Zeit um uns ein wenig in den Seitenstraßen umzusehen. Der letzter Halt ist bei der Auferstehungskirche (Khram Voskresenya Khristova). Sie hat endlich die vom Touristen erwarteten typisch russischen Zwiebeltürme und ist mit ihren leuchtenden Farben fast so kitschig, daß sie auch in Disneyland stehen könnte. Neben der Auferstehungskirche befindet sich der wohl größte Souvenir-Flohmarkt der Stadt. Wir begeben uns erstmal auf einen Spaziergang entlang des Gribojedow-Kanals, wird doch die Auferstehungskirche von fast jedem Landausflug angefahren. Um 16 Uhr sind wir wieder an Bord. Sehr müde, aber fasziniert von St. Petersburg. Am Abend gibt es im Haupttheater eine Folklore-Show. Die Kostüme sind einfach, die Tänzer durchschnittlich und die Heimorgel-Musik eine Zumutung. Vielleicht wollte man nicht mehr bieten, weil man auch für viel Geld einen Landausflug zu einer Folklore-Show an Land buchen konnte, aber dann hätte man sich die Folklore-Show an Bord lieber sparen sollen. Wir verlassen die Show nach kurzer Zeit. Die Grand Princess bleibt über Nacht am Pier in St. Petersburg liegen. Während der Weißen Nächte wird es hier oben im Sommer nie richtig dunkel. Ein beeindruckendes Schauspiel, daß man aber auf einer anstrengenden Kreuzfahrt nie richtig auskosten kann.

03.07.2004 - St. Petersburg, Russland
An unserem zweiten Tag in St. Petersburg hatten wir für den Morgen eine halbtags "Walking-Tour" gebucht. Als erstes geht es mit dem Bus zur U-Bahn Station Kirowskij Sawod im Süd-Westen von St. Petersburg. Bevor es über eine extrem hohe und schnelle Rolltreppe hinunter zur Metro geht, bekommt unsere Reisegruppe noch den Leibwächter Igor zur Seite gestellt, der eine frappierende Ähnlichkeit mit den Klitschko-Brüdern hat. Ob dies Not tat, bleibt zweifelhaft. Wir haben uns in St. Petersburg zu keiner Zeit unsicher gefüllt. Mit der Metro (die alle 2 Minuten fährt) geht es zum fünf Stationen entfernten Bahnhof Wladimirskaja. In direkter Nähe liegt der Kusnetschnyi-Markt. In dieser Markthalle wird eine Vielzahl von frischen Waren angeboten. In einer Qualität, von der man im deutschen Supermarkt nur träumen kann. Die Preise sind nur für uns als Touristen günstig, durchschnittliche Russen können es sich laut unserer Reiseführerin nicht leisten, dort einzukaufen. Nach dem Bummel über den Markt geht es mit dem Bus weiter zum Puschkin-Theater am Newskij Prospekt. Man hätte diese Strecke zu Fuß locker in 10 Minuten zurücklegen können. Aber Amerikaner scheinen ein anderes Verständnis von einer "Walking-Tour" zu haben. Nachdem wir uns nun beim Laufen bereits so "überanstengt" haben, geht es für einen kleinen Erholungs-Snack erstmal in ein Straßen-Cafe gegenüber vom Puschkin-Theater. Anschließend in einen kleinen, alten, aber sehnswerten Lebensmittelladen. Danach geht es zu Fuß (!) entlang des Newskij Prospekt über den Platz der Künste zur Auferstehungskirche, die wir schon vom Vortag kennen. Diesmal erkunden wir den großen Flohmarkt bevor es zum Essen zurück an Bord geht. Ein sehr interessanter Landausflug, der aber für meine Begriffe nicht viel mit einer "Walking Tour" zu tun hatte. Als zweiten Ausflug haben wir uns für eine Bootsfahrt durch das "Venedig des Nordens" (Reedereiprospekt) entschieden. Die Ausflugsdampfer sind nicht die neusten, aber mehr kann man in Russland wohl kaum erwarten. Von der Anlegestelle am Fontanka-Kanal geht es hinaus auf die Newa hinüber zum Panzerkreuzer Aurora, vorbei an der Peter-Paul-Festung und der Eremitage zurück in den Fontanka-Kanal bis zur Anitschkow-Brücke. Während wir nun die meiste Zeit auf der Newa unterwegs waren, wäre mir eine Fahrt durch die engen Kanäle der Innenstadt lieber gewesen. Der Prospekt hat uns dies nicht versprochen, und Alternativen gab es für uns ohne Visum nicht. Es war also besser als keine Bootsfahrt in St. Petersburg gemacht zu haben. Nach einem kleinen Rundgang durch den Michaels-Park haben wir zum dritten und letzten Mal etwas freie Zeit an der Auferstehungskirche. Auf dem Rückweg zum Schiff wird noch ein kurzer Halt an der Nikolaus Marine Kathedrale eingelegt, wohl eine der schönsten Kirchen der Stadt. Die orthodoxe Kirche wird aktiv von Gläubigen genutzt, deren Frömigkeit beeindruckend ist. Um 18 Uhr verläßt die Grand Princess St. Petersburg. Sehr langsam und mit Hilfe einiger Schlepper geht es durch den St. Petersburg-Kanal hinaus auf die Ostsee. Für so ein großes Schiff wie die Grand Princess scheint die Fahrt durch den Kanal sehr schwierig zu sein. Noch größere Schiffe könnten die Stadt wohl nicht mehr anlaufen. Am Abend gibt es im Haupttheater eine Variety Show mit dem englischen Komiker Rikki Jay, den man aber wohl nur als Engländer versteht, und einen erneuten Auftritt des "Comedy-Zauberers" Jean Boucher. Im zweiten Theater lief Musical-Show "Shake, Rattle & Roll", die wir uns aber nicht angesehen haben, obwohl sie samt Folgetag insgesamt viermal aufgeführt wurde.

04.07.2004 - Tallinn, Estland
Tallinn verfügt über einen großen Hafen für Fähr- und Kreuzfahrtschiffe, der sich nur wenige Schritte vom Beginn der Altstadt befindet. Wir liegen zusammen mit der Noordam von Holland America Line an einem neuen Kreuzfahrtpier. Ebenfalls im Hafen liegen die Costa Marina, Black Prince, Black Watch und die Birka Princess sowie die Fährschiffe Romantika, Victoria I, Meloodia und Nordlandia. Wir erkunden die Altstadt zu Fuß. Man sollte zum Erkunden der Altstadt mit den vielen Gassen schon eine Karte mitnehmen (eine schöne 3D-Karte gibt es kostenlos am Kreuzfahrtpier), dann aber lässt sich die Altstadt in 2 bis 3 Stunden locker abgehen. Die gesamte Altstadt ist hervorragend renoviert, ganz anderes als wir es in einer ehemaligen Sowjet-Republik erwartet hätten. Hier muß in den letzten Jahren enorm viel geleistet worden sein. Trotz der schönen Renovierung gibt es aber andere Städte im Ostsee-Raum, die mehr Mittelalter-Feeling aufkommen lassen als Tallinn. Aber nicht nur der Zustand der Altstadt überrascht uns. Die Preise sind selbst für westliche Verhältnisse hoch. Touristische Höhepunkte der Altstadt sind die (wenigen) Überreste der Altstadtmauer, das Rathaus mit Drachenköpfen und die Orthodoxe Kirche. Wieder an Bord, wollen wir uns nach dem Essen eine Kochvorführung mit anschließender Küchenführung ansehen. Eigentlich interessiert uns nur die Küchenführung. Leider ist die Kochvorführung so langweilig, daß wir es vorziehen, auch auf den Küchenrundgang lieber zu verzichten. Es ist der zweite (und letzte) formelle Abend der Reise. Außerdem ist es auch noch der Amerikanische Unabhänigkeitstag, der auf einem amerikanischen Schiff natürlich groß gefeiert wird. Viel wichtiger für uns ist jedoch, daß an diesem Abend das Finale der Fußball-Europameisterschaft ist. Ich hatte mir daher am Vortag noch zusichern lassen, daß das Spiel in der Snookers Sports Bar übertragen wird. Nun soll das Spiel losgehen und die Bar ist voll (mit Europäern). Aber es gibt weder Bild noch Ton vom Spiel. Ich bin sauer, und nicht nur ich, die Meute in der Bar tobt. Es handelt sich hierbei keineswegs um ein technisches Problem. Den europäischen Astra-Sender Eurosport kann man empfangen, nur hier läuft leider kein Fußball. Man hätte das Spiel also mit ARD/ZDF empfangen können (ein finnischer Sender hat es beim Halbfinale ja auch getan). Hier bestand entweder Desinteresse seitens der Schiffsleitung oder technische Unkenntnis. Beides ist für die Reederei kein Ruhmesblatt. Nach 30 Minuten gibt es dann eine Tonübertragung des Spiels. Hiermit kann ich wenig anfangen und verlasse der Bar. Der Kapitän hatte sich während der gesamten Reise nur zur Empfangs-Gala gezeigt. Aber wie es der Zufall so will, genau in diesem Moment läuft mir der Kapitän über den Weg. Ich lasse es mir nicht nehmen, ihn mit meiner Beschwerde zu belästigen. Er verweist nur auf seinen Techniker, nachdem der Empfang angeblich nicht möglich sei. Lehre daraus: Man buche kein amerikanisches Schiff während einer Fussball-Europa- oder Weltmeisterschaft. Nachdem wir uns zwangsläufig die Comedy und Jonglier Show mit Reid Belstock angesehen haben, gehen wir zum Ende des Fussballspiels zurück zur Radioübertragung in die Snookers Sports Bar. Otto Rehhagel und Griechenland werden mit 1:0 Europameister. Außer uns sind aber nur Portugal-Anhänger in der Bar. Wir verschwinden daher schnell zur Champagner-Pyramiden-Party in die Lobby. Die Freude über den Sieg und ein paar Gläser kostenloser Champagner lassen den Ärger des Abends schnell wieder vergessen.

05.07.2004 - Gdynia (Danzig), Polen
Die Grand Princess ist heute das einzige Kreuzfahrtschiff im Hafen von Gdynia. Schon vor der Abreise war die Aufenthaltszeit in Gydnia verkürzt worden. Das Schiff legt um 9:30 Uhr an und verläßt den Hafen um 15:00 Uhr schon wieder. Da bleibt einem nicht viel Zeit, das 1 Stunde entfernt liegende Danzig zu erkunden. Dafür ist der Landausflug/Transfer nach Danzig (2 Stunden Fahrt, 2 Stunden Aufenthalt) mit 12 Dollar (ca. 9,70 Euro) wenigstens sehr günstig. Wir werden direkt an einem der Stadttore zur Altstadt (Grünes Tor) abgesetzt. In der Altstadt gibt es viele sehnswerte alte Gebäude wie das Krantor, die Marienkirche oder das Rathaus am Langen Markt. Das Preisniveau in Danzig ist sagenhaft niedrig. Für 2 Eis vom Typ Magnum zahlen wir 2,70 Zloty (ca. 0,60 Euro). Auch Bernstein gibt es sehr günstig. Bei einem kurzem Bummel durch einen Supermarkt im historischen Zeughaus müssen wir feststellen, daß selbst Produkte aus Deutschland ca. 50 % günstiger sind als bei uns, von den polnischen Produkten ganz zu schweigen. Bei 2 Stunden Aufenthalt bleibt auch nicht mehr Zeit als für einen schnellen Rundgang durch die Altstadt, schon sitzen wir wieder im Bus. Auf dem Rückweg wird noch ein kurzer Halt am Denkmal für die gefallenen Werftarbeiter eingelegt. Während der Busfahrt regnet es erstmals auf dieser Reise. Es sollte das einzige Mal bleiben. Wir hatten viel Glück mit dem Wetter, in Deutschland soll es während dessen die meiste Zeit geregnet haben. Am Abend tritt im Haupttheater der Pianist Mac Frampton, der eine Mischung aus Klassik- und Gospelstücken spielt. Auch bei diesem Künstler will bei mir der Funke nicht so recht überspringen. Im zweiten Theater tritt der emglische Komiker Rikki Jay mit einer anderen Show auf, den wir bereits bei der ersten Show nicht verstanden hatten, und daher keinen zweiten Anlauf starten.

06.07.2004 - Warnemünde, Deutschland
Die Grand Princess liegt im Rostocker Seehafen. Nach Warnemünde gibt es einen kostenlosen Shuttle-Bus. Mit dem Auto brauchen wir von Zuhause kaum mehr als 2 Stunden nach Warnemünde. Als Kreuzfahrtziel ist Warnemünde daher von wenig Interesse für uns und damit wir dieser Tag kurzerhand zum Seetag erklärt. Wir hatten mit einem völlig leeren Schiff gerechnet. Aber zum Frühstück ist es noch voller als von uns erwartet, erst gegen Mittag wird es seelenruhig auf dem Schiff. Ideal um Fotos zu schießen. Als ich für ein paar Außenaufnahmen an Land gehen will, läßt mich die Polizei nur vom Pier, als ich meinen Reisepass aus der Kabine hole, dabei bin ich hier doch Zuhause. In Deutschland nimmt man es mit den Vorschriften mal wieder sehr genau. Am Abend gibt es im Haupttheater die Musical-Show Rhythms of the City, eine flotte, junge Aufführung, die auch endlich mal meinen Geschmack trifft. Um 22 Uhr verläßt die Grand Princess Warnemünde bei einem schönen Sonnenuntergang. An der Promenade haben sich etliche Leute eingefunden, um unser Schiff zu verabschieden. Das erste und einzige Mal auf dieser Reise, daß wir so verabschiedet werden.

07.07.2004 - Helsingör / Kopenhagen, Dänemark
Am Morgen liegt die Grand Princess ankernt vor Helsingör. Beim Frühstück haben wir einen schönen Blick auf das Schloß und die pendelnden Fähren von Scandlines und HH-Ferries. In Helsingör werden nur Passagiere ausgebootet, die einen Landausflug gebucht haben. Danach geht es weiter nach Kopenhagen. Wir genießen diese kurze Fahrt vom Liegestuhl aus und verpassen natürlich nicht die letzte Chance, noch im Shop einkaufen zu gehen. Den Zielhafen der Reise bereits einen Tag vorher anzulaufen, halte ich für eine schlechte Einrichtung. Hier läßt sich das nahe Ende der Reise schlechter verdrängen als auf See. Vor dem unvermeindlichen Packen der Koffer nutzen wir nochmal alle Sportmöglichkeiten an Bord der Grand Princess aus. Abends machen wir dann noch die Straßen von Kopenhagen unsicher. Apropos sicher. In Kopenhagen hat man gleich das gesamte Hafengelände abgesperrt und mit einer Eingangskontrolle versehen. Ich glaube aber, daß diese tagsüber nicht besetzt war, sondern nur nachts.

08.07.2004 - Abreise von Kopenhagen, Dänemark
Eigentlich wollten wir nicht so früh aufstehen, aber gegen 6:00 Uhr beginnen die Durchsagen, welche Farbe (die Passagiere werden für eine geordnete Ausschiffung in verschiedene Farb-Gruppen unterteilt) das Schiff verlassen darf (muß). Die Ansagen erfolgen zwar nur durch die Lautsprecher der Kabinengänge und nicht durch die Lautsprecher auf der Kabine, aber es ist laut genug, daß ich nicht mehr schlafen kann. Also ab zum Frühstück. Erstaunlicherweise ist es auch nicht viel voller als sonst während der Reise. Um 8:45 Uhr wird unsere Farbe aufgerufen und wir verlassen das Schiff. Im Bordprogramm hatte man die letzten Tage schon angekündigt, daß man für ein Taxi wohl mehr als 1 Stunde warten muß. Doch was nützt uns diese Warnung, wenn es nur einen Shuttle zum Flughafen gibt, wir aber zum Hauptbahnhof müssen. Nun stehen wir am Ende einer riesigen Schlange am Taxistand. Zum Glück wissen wir vom Vortag bereits, daß der S-Bahnhof (Nordhavn Station) nur wenige Schritte vom Hafentor entfernt ist. Wir machen uns also lieber zu Fuß mit unseren Koffern auf den Weg. Am Hauptbahnhof bringen wir unsere Koffer zur Gepäckaufbewahrung. Wir haben nun noch viel Zeit Kopenhagen zu erkunden, denn unser Zug nach Hamburg fährt erst am späten Nachmittag. Wir laufen durch die lange Einkaufsstraße vom Rathausplatz zum Nyhavn. Von dort machen wir eine Kanalfahrt (je nach Anbieter 25 bis 30 Kronen, ca. 3,35 bis 6,70 Euro), die sich kein Kopenhagen-Besucher entgehen lassen sollte. War ich bei meinem ersten Kopenhagenbesuch noch enttäuscht über die geringe Größe der Meerjungfrau, so bin ich nun erstaunt, daß sie plötzlich wieder viel größer ist als in meiner Erinnerung. Über das königliche Schloß Amalienborg und weitere Einkaufsstraßen wie die Kobmager geht es zurück zum Hauptbahnhof. Mit dem Zug und der Ms Deutschland auf der Stecke Puttgarten -Rödby geht es zurück nach Hamburg.




© Frank Schönstedt