Bootstour mit der Arosa im Herbst 2005


Gesamter Inhalt: Kreuzfahrt Reiseberichte


In der Vorweihnachtszeit 2004 sprachen wir in der Familie darüber, was wir denn im Jahr 2005 so urlaubsmäßig anstellen wollten und waren einhellig der Meinung, mal wieder eine Bootstour mit einer Yacht der Firma Vissers zu machen, insbesondere weil wir unser Wohnmobil im Sommer 2004 verkauft hatten und erst Ende 2005 ein neues Gefährt gekauft werden sollte. Da im Herbst auf den Gewässern weniger los ist und die Chartergebühren auch wesentlich geringer sind, entschlossen wir uns, in den Herbstferien ein Boot der 12,50 m- Klasse zu chartern, nachdem wir unsere bisherigen gemeinsamen Fahrten immer auf Booten der 10,00 m-Klasse unternommen hatten. Wir charterten also die Arosa für die Zeit vom 01.10. – 14.10.2005, die Buchung und das Drumherum waren wie immer bei Vissers vollkommen problemlos.

Wir hatten uns dann zwar doch schon im Sommer 2005 ein neues Wohnmobil zugelegt, aber deshalb die Fahrt mit der Arosa abzusagen, kam uns auch nicht in den Sinn. Ursprünglich wollte meine Schwester Angela mit ihrem Lebensabschnittsgefährten die Fahrt mit uns zusammen unternehmen, doch kurz vor der Reise ging die Beziehung in die Binsen, so dass Angela nun allein mitfahren wollte.

Als Fahrtziel hatten wir uns wie im Jahre 2003 (mit der Oranda) wieder die Maas in Belgien und Frankreich ausgesucht, wobei wir uns auch die Option offen hielten, einen Abstecher auf die Sambre, abzweigend von der Maas in Namur zu machen. Dies wollten wir aber alles nicht vorher fixieren, sondern vor Ort je nach Lust, Laune und Wetter entscheiden.

Nachdem die Kinder am Freitag noch in der Schule waren und ich auch noch meinen Arbeitgeber mit meiner Anwesenheit beglückt hatte, war dann endlich der langersehnte Urlaub da.

Samstag, 01.10.2005, ( 92 km )
Am Samstag, 01.09.2005, geht es endlich los. Angela ist am Freitag Nachmittag aus der Schweiz gekommen, wir haben das Wohnmobil gepackt, (irre Packerei) und sind nicht allzu spät ins Bett gegangen, da ich mich (warum weiß ich auch nicht) damit durchgesetzt habe, mit dem allgemeinen Aufstehen am Samstag um 6.00 Uhr den Tag zu beginnen.

Nach ausgiebigen Frühstück kommen wir gegen 07.30 Uhr bei strömendem Regen in Hagen los. Es schüttet auf der Fahrt förmlich und auch das Umladen unserer Plünnen läuft bei strömendem Regen ab. Als wir dann gegen 10.30 ablegen, hört der Regen auf, und man glaubt es kaum, ab Mittag werden die Wolken dünner, so dass zwischendurch sogar ab und an die Sonne durchkommt. Wir passieren die Schleuse in Sambeek (Hubhöhe 3,25 m), wo wir mit einer weiteren Jacht und einem Frachtschiff geschleust werden. In Broekhuizen machen wir eine kurze Pause im Passantenhafen, wo Sammy sich die Beine vertritt, in dem er ein Bein hebt.


Die Arosa, im Naturpark bei Heel

Vorbei an Venlo geht es durch die Schleuse Belfeld (Hubhöhe 3,25 m) wo wir bei unserer Ankunft sofort ganz allein in einer großen Kammer geschleust werden. Dieses positive Erlebnis beflügelt uns, zu versuchen, heute noch bis zu den Baggerseen von Heel zu kommen, was dadurch, dass gegen 19.00 Uhr die Sonne untergeht, nicht unbedingt sicher ist. Nachdem wir jedoch gegen 18.15 Uhr in der Schleuse Heel bei unserer Ankunft sofort in die Schleusenkammer einfahren können und auch sofort geschleust werden (Hubhöhe 6,70 m) erreichen wir die Baggerseen kurz vorm Sonnenuntergang. Wir finden einen tollen Anlegeplatz in freier Natur und essen Nudel mit Ei und Schinken. Nicht vergessen werden soll hier, dass ab ca. 16.00 Uhr strahlender Sonnenschein unsere Fahrt begleitete. Ein großer Spaziergang mit dem Hund schließt sich an, bis wir dann abends Fernsehen gucken oder diese Story in den (oder heißt es DAS ???) Laptop hämmern.

Zwischen 21.00 und 22.00 Uhr ist an diesem Tag Bettgehzeit, jeder handhabt es so wie er will. Zwischendurch gucken wir ein wenig „Wetten dass“, eigentlich guckt aber keiner oft hin.

Sonntag, 02.10.2005, ( 43 km )
Am nächsten Morgen werde ich gegen 07.30 Uhr wach, da so langsam Licht unsere Kabine erhellt. Erschreckt frage ich mich, wem die Füße neben meinem Kopf gehören, später erzählt mir Ulla, dass ihr das Bugbett am Kopfende zu eng sei und sie sich deshalb nachts umgedreht habe. Ich habe wohl ziemlich fest geschlafen und davon nichts mitbekommen. Nach einem kleinen Frühstück legen wir ab und erreichen nach wenigen Minuten den Julianakanal, den wir in Richtung Schleuse Maasbracht befahren. Schon nach kurzer Zeit stoppt uns ein Schiff der Rijkswaterstraat, in dem uns ein Uniformierter gebietet, anzuhalten und an den Rand des Kanals zu fahren. Uns kommt ein großer offensichtlich leerer Gastanker entgegen, der nun langsam an uns vorbeifährt. Unmittelbar darauf winkt uns wiederum der Uniformierte, wir mögen an steuerbord an ihm vorbei in Richtung Schleuse fahren. Bei der Schleuse warten wir einen Moment, da vor uns ein anderer Gastanker aus Hamburg in die Schleuse einfährt. Wir fahren hinter ihm ein und werden dann gemeinsam geschleust (11,85 m), das ganze ist ziemlich beeindruckend und geht aber doch ziemlich schnell.

Weiter geht es auf dem Julianakanal, wo wir nach ca. 1 ¼ Stunde die Schleuse von Born erreichen. Wiederum werden wir mit dem Gastanker aus Hamburg geschleust und wiederum überwinden wir einen Höhenunterschied von 11,85m. Kurz darauf zeigt uns ein Messpegel an, dass wir uns jetzt gut 44,00 m über dem Meeresspiegel befinden.

Nach weiteren 1 ½ Stunden fahren wir durch Maastricht und erreichen gegen 14.00 Uhr dann das Wassersportcentrum Eijsden, wo wir an einem schönen Naturplatz festmachen , um hier die Nacht zu verbringen. Nach einem ausgedehnten Spaziergang koche ich das Abendessen (Schnitzel, Kartoffeln, Rosenkohl) schon ab 16.30 Uhr, da wir alle großen Hunger haben. Mit Essen und Abwasch sind wir gegen 18.00 Uhr fertig und gehen noch einen Gang mit dem Hund. Die Schleppflagge sowie die belgische Gastlandflagge werden schon fertig gemacht, da wir morgen durch die Schleuse von Lanaye fahren und damit dann in Belgien sind.. Wir hoffen, dass wir in der großen Schleuse geschleust werden, da diese Schwimmpoller hat, wohingegen die kleinen Schleusenkammern nur vereinzelt Ringe und Poller haben. Na, wir wollen mal sehen, wie es läuft.

Montag, 03.10.2005, ( 57 km )
Montag, Tag der Deutschen Einheit und für uns der absolute Chaostag, nur wussten wir morgens noch nichts davon, aber schön der Reihe nach:

Um 07.30 Uhr werde ich wach und stehe auch gleich auf, da Sammy auch schon unruhig wird und gern mal für kleine Hunde möchte. Wir gehen von Bord und an der Bucht, an der unser Boot liegt, entlang. Es ist neblig und feucht, regnet aber nicht. Auf einmal ist Sammy verschwunden. Einige Augenblicke später sehe ich ihn wieder, er steht wie angewurzelt und schaut auf 3 Pferde in ca. 50 m Entfernung, die genau so blöd gucken wie Sammy. Keiner bewegt sich. Wer weiß, wie verrückt Sammy sonst auf Pferde reagiert (und wir wissen nicht warum – vielleicht ein Trauma aus seiner Welpenzeit), der kann sich vorstellen, wie froh ich bin, als ich ihn wieder an der Leine habe und wir zusammen zurück zum Boot gehen. Doch nun sind auch die Pferde neugierig geworden und kommen uns nach. Schon kurze Zeit später belagern neun Fjordpferde unser Boot, so dass man kaum vom Boot kommt, sie sind unheimlich zutraulich. Wir füttern sie mit unseren restlichen Möhren und versuchen, Sammy an sie heranzuführen, aber er ist bei so vielen Pferden vollkommen durch den Wind. Wir gehen ins Boot, um zu frühstücken und sind ganz erstaunt über die komischen Geräusche von draußen. Erst nach einiger Zeit merken wir, dass diese Geräusche davon herrühren, dass die Pferde unsere hölzerne Bootsplanke anknabbern, ob sie besondere Fans des Holzes oder des Lackes sind, wissen wir nicht. Wegscheuchen lassen sie sich auch nicht wirklich, so beschließen wir die Planke einzuholen und dann kurzum abzulegen.


Pferdebesuch im Wassersportcentrum Eijsden

Heraus geht es aus dem Wassersportgebiet Eijsden auf die Maas und in den Schleusenkanal der Schleuse von Lanaye (Hubhöhe 13,50 m). Wie schon erwähnt, ist dies nicht unser Tag und natürlich müssen wir in einer der kleinen Schleusenkammern schleusen. Mit zwei kleinen deutschen Booten fahren wir ein. Da die Poller und die Treppen und eigentlich alles in dieser Schleuse verdreckt ist, sehen wir nach dieser Schleusung wie die Schweine aus, die Klamotten ziemlich siffig mit rostigen und schlammigen Flecken.


In einer der kleinen Kammern der Schleuse Lanay

Oben angekommen, gehe ich schon mal zum Bezahlen. Wie schon auf unserem Törn im Sommer 2003 mit der Oranda bezahle ich exakt 1,05 € und habe damit alle Schleusungen in Belgien auf der Sambre und der Maas bezahlt. Nach der Schleusung befahren wir für ca. 10 km den Albertkanal in Richtung Lüttich bis zu der Autobahnbrücke in Vivegnis, wo Angela, Ulla und Frederik den Carrefour- Markt aufsuchen, um unsere Vorräte aufzufüllen. Ann-Kristin und ich bleiben an Bord. Ann-Kristin, weil sie sich wegen diverser Mückenstiche im Gesicht die Haut mit Pflastern bedeckt hat und ich, weil wir hier so unruhig liegen, dass ich lieber aufs Boot aufpasse und zwischendurch mit Sammy Gassi gehe.

Mit leckersten Leckereien kommen die drei zurück: Lachs, Leberpastete und frische Salate und vor allen Dingen baguette. Frischer Kaffee ist auch schnell fertig und schon geht es weiter. Wir durchqueren Lüttich, während ich leckeres Baguette mit Heidelbeermarmelade esse. In der Schleuse Ivoz-Ramet werde wir, da noch 3 große Schiffe auf die Schleusung warten, über Lautsprecher angerufen mit der Aufforderung, als drittes Schiff einzufahren. Wir können uns zwar zunächst keinen Reim darauf machen, merken jedoch dann schnell, was der Grund ist: Als erstes Schiff fährt ein Schubschiff mit einem Ponton davor ein, der Verband ist ziemlich breit. Dahinter legt sich einer der anderen Frachter. Dann kommen wir, die nach vorne neben den Schubverband beordert werden, wo uns das Schleusenpersonal die Leinen abnimmt. Als letztes fährt hinter uns der letzte Frachter ein. Die Schleusung verläuft vollkommen unproblematisch. Ich gehe während der Schleusung ins Büro des Schleusenmeisters, um mir den obligatorischen Stempel abzuholen. In einigen Berichten über Törns durch Belgien habe ich schon gelesen, dass Bootsbesatzungen diese Stempelei als lästig und überflüssig ansehen. Aus meiner Sicht mag es überflüssig sein, ich finde es aber sehr angenehm, mit den Schleusenwärtern einen, wenn auch nur kurzen, Moment zu sprechen und so die ganze Schleusenbenutzung nicht so anonym wie in den Niederlanden oder Frankreich ablaufen zu lassen, wo man teilweise wegen abgedunkelter Scheiben oder Jalousien die handelnden Personen gar  nicht sehen kann. Oft entwickeln sich in Belgien auch kurze aber gute Gespräche aus dem Besuch im Schleusenwärterbüro.

In Engis halten wir kurz an für einen Gassigang von Sammy. Auch die Schleusung in der Schleuse d`Ampsin Neuville verläuft ohne jegliche Probleme, wir werden sogar von einem wartenden Frachterkäptn vorbeigewunken, der nicht mehr bei dieser Schleusung in die Schleuse passt.

Nach der Schleuse und kurz vor Huy kommt es dann aber knüppeldicke. Während ich leckere Baguette mit Leberpastete (mit grünen Pfefferkörnern), Frederik neben mir bevorzugt Leberpastete ohne was drin, und dazu frischen Kaffee konsumiere, gibt es bei laufender Fahrt ein ungewohntes Geräusch (kein Knall), als wenn irgendetwas mit der Schraube oder der Antriebswelle passiert ist. Ich nehme sofort Gas weg und kuppele aus. Vorsichtig wollen wir versuchen weiterzufahren, doch nichts geht mehr, die Schraube scheint sich nicht mehr zu drehen, jedenfalls treiben wir nur noch, ohne eigenen Antrieb. Wir lassen das Boot an die Kaimauer treiben wo wir festmachen. Da es bereits gegen 17.00 Uhr ist, versuchen wir erst gar nicht, die Ursache zu finden, sondern rufen sofort bei Vissers an, da wir befürchten, dass später dort schon Feierabend sein könnte (war ein Irrtum, es ist immer jemand greifbar). Bei Vissers ist man zunächst ratlos, gibt uns telefonisch einige Tips, die wir befolgen, ohne jedoch die Ursache zu finden. Auch die Suche aus dem Beiboot heraus mit Bootshaken und Taschenlampe bleibt ohne Erfolg. Adriaan Vissers meint, dass wir entweder die Schraube verloren haben oder sich etwas in die Schraube gesetzt hat.

Adriaan Vissers verspricht uns, am nächsten Morgen mit dem Auto aus Cuijk nach Huy zu kommen. Erst gegen 22.30 Uhr gehen wir aufgewühlt in die Falle, da der Liegeplatz sehr unruhig ist. Zu allem Überfluss ist er auch mit fast allen Auswirkungen der Zivilisation gesegnet: Frachtverkehr auf der Maas, der unser Boot zum Schaukeln bringt, links und rechts der Maas direkt am Fluss jeweils eine Nationalstrasse mit viel lautem Autoverkehr, über uns die Einflugschneise zum Flughafen von Lüttich und last but not least in Sichtweite ein Atomkraftwerk - wirklich nicht unser Tag. Schauen wir mal, was der morgige Tag bringt. Bis gegen Mitternacht ist es ziemlich unruhig, zwischendurch rollen auf einmal für einige Minuten Welle und Welle die Maas abwärts und bringen uns noch zusätzlich ins Schlingern. Wir machen das Boot noch zusätzlich mit weiteren Leinen fest und bringen weitere Fender aus. Wohl fühlen wir uns jedenfalls nicht.

Dienstag, 04.10.2005 ( 33 km )
Da wir nicht so recht wissen, wie es nun mit unserer Tour weitergehen wird, schlafen wir alle nicht sehr gut. Tatsächlich kommt zwischen Mitternacht und 07.00 Uhr kein Schiff vorbei, so dass sich das Wasser beruhigen kann.

Gegen 07.30 Uhr stehe ich auf und mache die erste Runde mit dem Hund. Die Stimmung ist immer noch mies, deshalb freuen wir uns sehr, als gegen 09.00 Uhr die Brüder Adriaan und Tinie Vissers kommen, um zu schauen, wie sie uns helfen können. Zunächst versuchen sie, über Bewegungen an der Welle den Fehler zu finden, es führt jedoch nicht zum Erfolg. So lassen wir das Beiboot herunter, um vielleicht von außen etwas mit dem Peekhaken zu ergründen. Adriaan Vissers meint, dass er etwas an der Schraube spürt und dass wir wohl einen Taucher brauchen werden, da keine Möglichkeit besteht, einen Kran zu erreichen, mit dem das Boot angehoben werden könnte. Nach unseren Karten müsste der nächste Kran in Lüttich zur Verfügung stehen, also ca. 35 km weg und damit für uns in unserer Lage unerreichbar. Also fahren wir mit dem Auto der Vissers los, um irgendetwas zu erreichen. Zunächst sehen wir am Straßenrand ein weißes Auto mit Blaulicht (natürlich nicht in Betrieb), dass aber offensichtlich nicht zur Polizei gehört. Ich spreche den Fahrer an, der mir erklärt, dass er zu einer Gasgesellschaft gehört und mit der Polizei nichts zu tun habe. Angesprochen auf unsere Suche nach einem Taucher, meint er, wir sollten zur Hafenverwaltung fahren, denn dort wüsste man so was sicherlich und erklärt uns den Weg. Wir finden die Hafenverwaltung zwar nicht, jedoch treffen wir an einer Patisserie einen Gendarmen, den ich fragen kann, nachdem er seinen Flirt mit der sehr gut aussehenden Verkäuferin nach einigen Minuten beendet hat. Er meint dann, wir sollten zur Feuerwehr fahren, die uns sicherlich weiterhelfen könnte, da dort auch Taucher bereitstünden. Auf Grund seiner präzisen Wegbeschreibung finden wir die Regionalfeuerwache sofort und ich bin ganz begeistert von der tollen Atmosphäre, in der ich dort empfangen werde, nur sehr nette Leute. Nachdem ich unsere missliche Lage erklärt und den Liegeplatz unseres Bootes beschrieben habe, sagt man mir zu, dass innerhalb einer Viertelstunde die benötigte Hilfe da wäre. Wesentlich besser gelaunt geht es zurück zum Boot, wo auch nur wenige Minuten später zwei Feuerwagen mit Blaulicht (ist vielleicht etwas übertrieben, steigert jedoch unsere Zuversicht und Freude noch zusätzlich) auftauchen und zwei Taucher sich sofort beginnen fertig zu machen. Von der Kaimauer springen sie ins kalte Wasser und nach einigen Minuten tauchen die beiden wieder auf, in der Hand einen großen, teilweise zerfetzten Kunststoffsack, in dem normalerweise z.B. Sand oder auch Salz transportiert werden (wird wohl auch „big pack“ genannt)


Beginn der Rettungsaktion

Dieser Sack hatte sich so fest um die Schraube gewickelt, dass für uns keine Chance bestanden hätte, mit eigenen Mitteln den Schaden zu beheben. Sofort machen wir die Probe aufs Exempel, der Antrieb funktioniert wieder tadellos.


Wir sehen das „big pack“ zum ersten Mal

Alle zusammen trinken wir noch einen frisch gebrühten Kaffee und dann verabschieden sich die Feuerwehrleute und auch die Brüder Vissers fahren zurück nach Cuijk. Wir sind froh, dass wir diese Hilfe erhalten haben und danken insbesondere den Brüdern Vissers ganz herzlich dafür, dass sie uns nicht haben „sitzen lassen“. Als wir vor vielen Jahren einmal am Ijsselmeer in Lemmer ein Boot gechartert und damit einen Crash verursacht hatten, da erhielten wir vom dortigen Vercharterer keinerlei Hilfe, obwohl er nur ca. 35 Minuten vom Unfallort seinen Firmensitz hatte. Er wies seinerzeit am Telefon nur darauf hin, dass unsere Kaution durch den Unfall wohl weg wäre. Ich selbst bin im nachhinein einmal mehr damit zufrieden, dass ich in der Schule und auch später die Chancen genutzt habe, die französische Sprache zu erlernen, denn ohne diese Sprachkenntnisse wäre dieses Erlebnis nicht so gut und schnell ausgegangen.


Eigentlich klar, dass damit um die Schraube nichts mehr läuft

Wir brechen auf in Richtung Huy. Angela hatte uns an diesem Morgen mitgeteilt, dass sie festgestellt habe, dass eine solche Bootstour nichts für sie ist und sie per Bahn zurück nach Hagen fahren wolle, um von da mit ihrem Auto zu einer Freundin nach Oldenburg zu fahren. Wir setzen sie am Bahnhof von Statte, einem Vorort von Huy, gegen 12.30 Uhr ab, und schon eine Stunde später erhalten wir eine SMS, wonach sie schon gegen 15.30 Uhr in Hagen sein wird. Wir vier + Hund fahren mit der Arosa zunächst weiter nach Andenne, wo Ulla mit dem Hund einen großen Spaziergang macht, während ich im dortigen Match Markt einkaufen gehe. Dann fahren wir weiter nach Namur, und machen im dortigen Jachthafen (port de plaisance de Jambes) fest, um hier die Nacht zu verbringen. Wir tanken Wasser und holen uns in der „Friterie du pont“ die besten Fritten des bisherigen Törns; in dieser Frittenbude waren wir schon vor 2 Jahren. Der Liegeplatz mit seinen Einrichtungen gefällt uns sehr gut.

Leider haben Ulla „ihr kleines Schwarzes“ und ich meinen Anzug vergessen, so dass wir das dem Jachthafen gegenüber auf der anderen Maasseite gelegene Casino nicht besuchen können (wer glaubt, dass wir daran Spaß gehabt hätten, der kennt uns wirklich nicht!!!).

Nach einem großen Gang machen wir Feierabend. Abends schauen wir im Internet nach mails, spielen Activity und schauen in die Glotze und ich schreibe ein wenig an dieser „Bootnovela“. Früh gehen wir dann am Abend in die Falle, die ganze Aufregung des Tages geht doch nicht so einfach an einem vorbei.

Mittwoch, 05.10.2005 ( 58 km )
Nach einer ruhigen Nacht im sehr schönen Jachthafen stehe ich gegen 07.30 Uhr auf, gehe eine Runde mit Sammy und hole anschließend Baguettes und Croissants für unser Frühstück. Dann legen wir ab, um die Sambre aufwärts zu fahren. An der Mündung der Sambre in die Maas ist der Bär los. Die Polizei hat am Ufer alles abgesperrt. Während wir dort vorbeifahren, fährt gerade ein Leichenwagen (offensichtlich mit Inhalt) weg und einige Polizisten suchen dort noch immer nach irgendetwas. Wir fahren weiter die Sambre aufwärts bis zur ersten Schleuse. In der Schleuse Salzinnes (Hubhöhe 1,70 m) werden wir zusammen mit einem großen und einem mittelgroßen Frachtschiff geschleust; was uns an dieser Schleuse stört, sind die für Jachten sehr ungünstig gelegenen Festmachmöglichkeiten. Weiter geht es auf der Sambre, die mitten durch ein Industriegebiet und vorbei an Schrottplätzen, Lagerplätzen von Bauschutt usw. führt, also nicht unbedingt die Idylle. Außerdem erscheint die Sambre über und über verdreckt zu sein, überall schwimmen Plastikflaschen, Dosen und anderer Unrat herum; begeistert sind wir von diesem Fluss nicht.

Die nächste Schleuse ist die von Florifoux mit einem Höhenunterschied von 3,90 m und wiederum sehr miesen Festmachmöglichkeiten, wo wir zusammen mit einem Frachtschiff schleusen. Noch vor der Schleuse von Mornimont halten wir Familienrat und entscheiden einstimmig, die Sambrefahrt hier abzubrechen, da uns die Landschaft und auch der Fluss, auf dem man immer meint in einer Wanne zu sein, nicht gefällt. Also machen wir bei Franière kehrt und zuckeln nun hinter einem belgischen Frachter (mit Namen AMORE) her, der so langsam fährt, dass wir unsere Maschine nur mit max. 1.000 Umdrehungen laufen lassen können, um bei diesem Frachter nicht aufzubrummen. Gegen 14.00 Uhr erreichen wir wieder Namur und fahren ab der Sambremündung weiter maasaufwärts. Dort, wo am Vormittag noch die Polizei sich tummelte und den Tatort sicherte, erinnert jetzt nur noch eine mit hellem Pulver abgestreute Fläche an das Geschehene, das wir aber nicht kennen.

Die écluse de la Plante (Hub: 1,48 m) passieren wir allein ohne jegliches andere Schiff. Auch die écluse de Tailfer (2,22 m), die écluse de Rivière (2,05 m) und die écluse de Hun (2,80 m) absolvieren wir ohne Begleitung, meist steht das Schleusentor schon auf, wenn wir ankommen. Als heutiges Etappenziel haben wir uns die Insel de Yvoir ausgesucht, wo wir vor 2 Jahren mit der Oranda schon für eine Nacht geblieben sind. Schon von weitem sehen wir ein neues Schild, was uns ein „relais fluvial“, also eine Schifffahrtsraststätte, ankündigt. Als wir näher kommen, können wir feststellen, dass man hier richtig investiert hat: Stromsäulen, Wasserzapfstellen, Restaurant, sanitäre Anlagen usw. stehen für Bootsfahrer zur Verfügung, nur leider ist alles geschlossen, da die Saison offensichtlich zu Ende ist. Wir bleiben trotzdem, denn wir sind vollkommen autark und brutzeln uns abends Schweinefilet in Zwiebelsauce, Erbsen und Möhren und Kartoffeln. Nach dem Abwasch sitzen wir noch einige Zeit draußen und schauen zu , wie eine unserer Baumfackeln abbrennt. Sammy hat seinen Spaß, indem er Enten jagt, aber natürlich nicht fängt. Gegen 22.00 Uhr ist für uns an diesem Tag Feierabend.

Donnerstag, 06.10.2005 ( 42 km )
Nach einer sehr ruhigen Nacht werde ich gegen 07.45 Uhr wach. Die im Ort verlaufende Straße einschl. des Bahnübergangs mit dem nervigen Klingeln während des Schließens der Schranke haben wir alle in dieser Nacht nicht gehört, so tief und fest haben wir geschlafen. Sammy hat richtig Spaß auf unserem ersten Gang rund um die Insel im Nebel, bei dem er wiederum einige Gänse aufscheucht, was diese mit wüstem Geschimpfe beantworten. Gegen 09.00 Uhr legen wir ab und fahren weiter in Richtung Dinant maasaufwärts während sich der Nebel immer weiter lichtet. Unterwegs halten wir Ausschau nach einem Bäcker, um frische Baguettes zu besorgen, sie verstecken sich jedoch gut. So kommen wir gegen 10.30 Uhr in Dinant an, nachdem wir die écluse de Houx (2,02 m) und die écluse de Dinant passiert haben. Als einzige Jacht liegen wir an den Stegen mitten in der Stadt, ich besorge Verpflegung (2 Baguettes und 6 croissants) und dann wird erst einmal in Ruhe gefrühstückt. Anschließend gehen Ulla und Ann-Kristin in einen Spar-Markt, um noch einige Sachen zu besorgen, die uns ausgegangen sind. Ich drehe in dieser Zeit mit Sammy eine Runde in einem am Fluss gelegenen Park. Mittlerweile hat sich die Sonne durchgesetzt und scheint von einem wolkenlosen blauen Himmel.


Kurz vor der écluse de Waulsort

Gegen Mittag schleusen wir dann in der écluse de Anseremme (2,23 m), wobei wir jetzt auf dem landschaftlich schönsten Stück unserer Reise sind. Ganz allein sind wir auf der Maas und fahren vorbei an Waulsort (écluse de Waulsort: 2,23 m). Schon vor unserer Reise hatte ich mich über Fluss-, Kanal- und Schleusensperrungen informiert und weiß, dass wohl die Maas (bzw. der canal de l`est, wie er hier heißt) auf der französischen Seite gesperrt ist. Trotzdem wollen wir versuchen, nach Givet zu kommen, da wir von unserer letzten Fahrt wissen, dass dort ein Café existiert, in dem es leckeres Eis gibt. Unsere Hoffnungen werden jedoch abrupt beendet, als uns der Schleusenwärter der écluse de Hastière (2,89 m) schon vor der Schleuse entgegenkommt (natürlich an Land), um uns mitzuteilen, dass ab der ersten Schleuse in Frankreich Schluss ist. Wir beratschlagen zusammen mit dem Chef der Schleuse und entscheiden, bis zur Grenze weiter zu fahren, um dort zu tanken. Anschließend wollen wir dann zurückfahren, wobei der Schleusenwärter uns bittet, bis spätestens 17.00 Uhr wieder zurück zu sein, da er früh Feierabend machen wolle.


Nicht nur an der Loire gibt es Schlösser

Also fahren wir die 4 km bis zur Grenze und machen dort an der Tankstelle fest. Die Verkäuferin im Shop erklärt mir dann aber, dass wir nicht tanken können, da schon Winter sei!?! Ich schaue wohl ziemlich verdutzt, zumal ich recht sommerlich gekleidet bin, da wir herrlichstes Wetter mit Sonne pur haben, worauf sie mir lachend erklärt, dass jetzt keine Touristen mehr kommen und deshalb die Tankanlagen schon für den Winter eingemottet sind. Wir legen ab und fahren zurück – die Rücktour hat also begonnen.

Nach 20 Minuten erreichen wir wieder die écluse de Hastière, wo wir auch sofort geschleust werden. Auch die écluse Waulsort steht offen, als wir ankommen. Gegen 17.00 Uhr machen wir im Jachthafen von Anseremme fest. Ulla und ich machen mit Sammy einen großen Spaziergang entlang der Lesse, einem kleinen Zufluss der Maas. Dann bereiten wir einen großen Salat und sind dann gegen 20.00 Uhr mit Essen und Abwasch fertig. Unsere Überlegungen, wie weit wir denn am Freitag fahren wollen, schließen wir ohne eine Entscheidung ab, denn wir wollen erst einmal abwarten, wie sich morgen das Wetter entwickelt.

Freitag, 07.10.2005, ( 30 km )

Gegen 08.00 Uhr stehe ich auf und mache einen großen Spaziergang mit Sammy an der Lesse. Auf der Rücktour gehen wir vorbei an einer Boulangerie und holen die Morgenration Baguettes und Croissants. Als Sammy und ich wieder an Bord kommen, ist der Kaffee schon fertig. Der Morgennebel ist fast weggeflogen, als wir dann gegen 09.30 Uhr in die Schleuse Anseremme einfahren. Mittlerweile hat der Familienrat getagt und einvernehmlich entschieden, zurück in Richtung Holland und, falls wir es ohne Hetze schaffen, noch ins Biesbosch zu fahren.

In Dinant wollen wir einkaufen gehen, denn auf der Hinfahrt habe ich dort vom Fluss einen Match-Markt gesehen. Als wir dort ankommen, haben wir mal wieder die A....-karte gezogen. Der Laden ist zu, obwohl es Freitagmorgen um 11.00 Uhr ist - STREIK ! ! !

Leicht angesäuert fahren wir weiter zusammen mit einem holländischen Frachtschiff und klappern gemeinsam die nächsten sechs Schleusen ab, bis wir wieder in Namur sind. Nach den Schleusen gibt der Frachter immer ordentlich Gas, doch wenn er in der nächsten Schleuse festgemacht hat, kommen wir auch schon hinterhergezuckelt und der jeweilige Schleusenwärter wartet mit der Schleusung, bis auch wir im „Kasten“ sind.

Nach der écluse de La Plante vor Namur fahren wir unmittelbar in den Jachthafen und machen zunächst an der Tankstelle fest. Der Hafenkapitän erklärt uns, dass der Trubel auf der anderen Flussseite nicht zu unseren Ehren abläuft, wir wären aber auch nicht darauf gekommen. Wir tanken insgesamt 260 l Diesel, was sich bei einem Preis von 0,71 €/l so richtig lohnt.

Auf der anderen Flussseite findet ein militärisches Spektakel erster Güte statt. Zunächst kommt am Kai entlang von links eine Militärkapelle mit großem Tamtam anmarschiert. Auf den aufgebauten Tribünen sitzen und stehen viele Kriegsveteranen und vor der Kaimauer sind viele Fahnen aufgebaut. Nun kommen auf dem Fluss von rechts drei Sturmboote in Reihe mit jeweils 12 Soldaten, die im Stillgestanden an Bord stehen und stur geradeaus schauen (sieht ziemlich blöd aus!). In Höhe der Tribünen drehen die Boote über steuerbord und fahren nebeneinander gleichzeitig an Land , wo die Soldaten an Land gehen. Dort stellen sie sich am Fluss auf und schauen mit präsentiertem Gewehr in Richtung Tribünen.

Wir sind mittlerweile an unseren Liegeplatz für die kommende Nacht gefahren und nun gehe ich zur Capitainerie, um Diesel und den Liegeplatz zu bezahlen.

Wiederum kommt auf der anderen Seite ein Sturmboot angerauscht, diesmal besetzt mit zwei Dudelsackpfeifern und einigen Veteranen. Der Hafenkapitän und ein belgischer Skipper, die sich in der Capitainerie aufhalten, warten förmlich darauf, dass entweder Dudelsackspieler oder Veteranen in den Fluss fallen und sind ganz enttäuscht, als dies nicht passiert. Nun werden drei mehr oder weniger lange Reden von einem Minister, dem Bürgermeister und einem weitern Herren, von dem ich nicht weiß, wer er ist, was mich aber auch nicht sonderlich interessiert, gehalten und dann wird ein Schild enthüllt, dass zukünftig dem Kai einen Namen geben soll: „Quai Regiment Garnison“ . Dann ist die „Fete“ vorbei, leider verabschieden sich die Soldaten nicht mit einem Abtransport auf den Sturmbooten, bei dem ja vielleicht doch noch jemand über Bord gefallen wäre, sondern marschieren wiederum mit Tamtam zu den wartenden Bussen. Noch Stunden später sind Soldaten und Zivilisten damit beschäftigt, die Tribüne und das ganze Drumherum abzubauen. Abgebaut wird übrigens auch das gerade frisch enthüllte Schild, vielleicht findet die gleiche Fete ja morgen noch einmal in Brüssel oder Gent statt. - Dass so lange nach Ende des Krieges für solche Spektakel viel Geld rausgeworfen wird und offensichtlich immer noch genug Leute so etwas mögen, verstehe ich nicht, aber dazu gibt es sicher auch andere Meinungen.

Wir holen uns noch einmal Pommes frites als Abendessen in der oben schon erwähnten „Friterie du pont“, schauen Fernsehen und ich sitze am Laptop und schreibe ein wenig an diesem Reisebericht.

Samstag, 08.10.2005 ( 55 km )
Wiederum nach einer ruhigen Nacht, einem morgendlichen Gang mit unserem Hund und dem Einkauf von Baguettes und Croissants legen wir gegen 09.30 Uhr ab und fahren durch die écluse des grands malades maasabwärts, vorbei an der écluse d`Andenne-Seilles und machen in Andenne Station, um im dortigen Match-Markt einzukaufen. Dort ist es heute, am Samstag besonders voll, da sowohl das Wochenende vor der Tür steht und andererseits am Freitag wegen des Streiks fast alle Läden geschlossen waren. Dann schippern wir weiter vorbei an Huy und fahren an diesem Samstag noch bis Lüttich, wo wir am Abend gegen 18.30 Uhr im Jachthafen, der mitten in der Stadt liegt, festmachen. Man liegt hier zwar nicht besonders ruhig und auch Sammy fehlt hier ein wenig die freie Natur, aber da es kurz nach dem Festmachen schon dunkel wird, wären weitere Ziele auch nicht mehr zu erreichen gewesen.

Die Nacht wird dann doch nicht so ruhig, aber es hätte auch schlimmer sein können. Zunächst konnte man am Abend immer wieder den Lärm von einer wenige hundert Meter entfernten Kirmes hören. Als dort die Aktivitäten vorbei waren, erschienen gegen 23.30 Uhr einige Jugendliche und lärmten auf den Stegen des Jachthafens. Aber auch sie hielten es nicht lange aus, so dass die Unruhe bald vorbei war. Gegen 02.00 Uhr kam dann noch ein Ausflugsschiff zurück, auf dem vorher ein großes Fest mit Galadinner stattgefunden hat. Die Besatzung ist zwar nicht besonders laut, aber man hört sie trotzdem.

Sonntag, 08.10.2005 ( 86 km )
Um 07.30 Uhr stehe ich auf und mache das Frühstück, mit dem wir dann gegen 08.30 Uhr fertig sind. Wir würden nun gerne ablegen, müssen jedoch noch den Liegeplatz bezahlen, und der Hafenkapitän ist noch nicht da. Er kommt dann gegen 09.00 Uhr und wir bezahlen 6,50 €, was m.E. nicht zu teuer ist. Nun legen wir aber wirklich bei tollem Sonnenschein ab und steuern die Maas abwärts, wobei auf der Backbordseite in Lüttich ein riesiger Markt stattfindet, der sich über eine Länge von mehreren Kilometern hinzieht. In Höhe des Carrefour-Marktes (siehe oben) machen wir fest, damit Sammy sich mal so richtig austoben kann und seinen Geschäften nachgeht, dann geht es weiter zur Schleuse von Lanaye.

Diesmal haben wir Glück und schleusen in der großen Schleuse, zusammen mit einem großen Frachtschiff, einem Wohnschiff und zwei anderen Jachten. Dank der Schwimmpoller werden wir auch nicht so dreckig, wie bei der Schleusung auf der Hinfahrt. Weiter geht es durch Maastricht und bald fahren wir wieder auf dem Julianakanal, wo fast nichts los ist. Gegen 16.00 Uhr kommen wir in Maasbracht an und fahren ins Naturschutzgebiet, wo wir einen tollen Liegeplatz finden. Ich bruzzele ein Gulasch und wir essen dies gegen 18.30 Uhr mit einem großen Topf Nudeln. Ulla und ich machen mit Sammy einen Spaziergang, während Ann-Kristin und Frederik den Abwasch machen. Dann spielen wir Activity und schauen dann Fernsehen. Mittlerweile haben wir gemeinsam entschieden, zum Biesbosch nicht über die Maas zu fahren, sondern den Kanal Wessem-Niederweert zu nehmen und dann über die Zuid-Willemsvaart in Richtung ´S-Hertogenbosch zu fahren Diese Strecke sind wir bei unserer ersten Bootstour mit einer Vissersjacht vor einigen Jahren gefahren, mittlerweile sollen dort aber weitere Einrichtungen für Jachten entstanden sein. Na, schauen wir mal, was uns erwartet.

Montag, 09.10.2005 ( 60 km )
Ruhiger als in dem Naturschutzgebiet bei Heel kann man kaum irgendwo über Nacht liegen. Als ich um 08.15 Uhr wach werde, steht schon die Sonne am Himmel und es sieht so aus, als solle es wettermäßig ein toller Tag werden. Und so ist es auch. Wir frühstücken und fahren gegen 09.30 los auf den Kanal Wessem-Niederweert. Die erste Schleuse, in der wir auch sofort schleusen können, geht es noch einmal ca. 10.00 m hinauf, ab dann haben wir heute und morgen nur noch Schleusen, in denen wir jeweils ca. 2,00 m abwärts geschleust werden, also vollkommen problemlos für uns.


Eng wird es auf dem Kanal Zuid-Willemsvaart

Es macht Spaß, bei diesem schönen Wetter den schnurgeraden Kanal, der durch die vielen links und rechts stehenden Bäumen wie eine Allee wirkt, entlang zu fahren. Die meisten Schleusen stehen schon offen, wenn wir ankommen. Einige sind noch mit einem Schleusenwärter besetzt, mehr und mehr werden sie aber umgestellt auf eine Steuerung von einer Zentrale, die die Überwachung nur noch per Kamera durchführt. Helmond umfahren wir auf einem Kanalstück, dass erst einige Jahren in Betrieb ist. Mit einer neuen Schleuse mit einem Hub von ca. 9,00 m hat man drei der alten Schleusen ersetzt. Wir machen bei dieser Schleuse für eine Stunde fest, in der ich mit Sammy eine große Rund drehe und Ulla und die Kinder kaufen in der Nähe einige Lebensmittel ein. Dann fahren wir weiter und kommen gegen 18.15 Uhr in Veghel an, wo uns der sehr nette Hafenmeister im Passantenhafen beim Festmachen hilft. Wir machen uns etwas zu essen und schauen am Abend etwas in der Glotze. Wir haben Glück, dass wir fast Windstille haben, denn bei unserem ersten Besuch in diesem Hafen wehte der Wind von den Fabrikanlagen der Campina in Richtung unseres Bootes und der Geruch war nicht so ganz angenehm. Doch hiervon merken wir heute glücklicherweise nichts.

Dienstag, 10.10.2005 ( 51 km )
Es war in dieser Nacht zwar nicht ganz ruhig, man merkte eben doch, dass wir mitten in der kleinen Stadt lagen, aber geschlafen haben wir doch alle ganz gut. Ulla geht die erste Runde mit dem Hund und bringt frische Brötchen mit. Mir geht es heute nicht so ganz doll, denn ich habe irre Kopfschmerzen. Nach zwei Schmerztabletten geht es dann aber und wir legen gegen 09.30 Uhr ab. Eigentlich wollen wir im Hafen noch Wasser tanken, den Wasserhahn finden wir auch, aber weder an der Pier noch an Bord ist ein Wasserschlauch. So fahren wir ohne zu tanken los. Die erste Schleuse des heutigen Tages nehmen wir zusammen mit einem Frachter, der vor sich her noch einen Lastkahn schiebt, so dass die Gesamtlänge des Verbandes bei ca. 90 m liegt. Dann kommen wir nach S-Hertogenbosch, wo es eine sehr interessante Brücken-Schleusen-Kombination gibt. Zunächst geht es durch eine bewegliche Brücke, über die eine vielbefahrene Innenstadtstraße führt; dann kommt sofort im Anschluss im Winkel von ca. 45° die Schleuse und dann bei der Ausfahrt aus der Schleuse wieder eine bewegliche Brücke.


Ausfahrt aus der Schleuse in S`Hertogenbosch

Als erstes Schiff fährt in die nach einigen Minuten geöffnete Schleuse ein altes holländisches Bockschiff, dann kommt der schon oben erwähnte Schubverband, dann wir, und nach einiger Warterei kommt noch ein Frachter, der Container geladen hat. Die Schleusung dauert ziemlich lange, obwohl der Höhenunterschied höchstens 2 m beträgt. Dann geht es im Gänsemarsch durch die Stadt und insgesamt 4 bewegliche Brücken, wir sind als letzter Schiff hintendran. Bei der Schleuse Engelen schauen wir dann in die Röhre. Die drei großen Schiffe passen rein, nur wir werden direkt vor dem Tor per Rotlicht zurückgewiesen. Also machen wir am Steg vor der Schleuse fest. Insgesamt müssen wir fast eine Stunde warten, bis wir dann zusammen mit einem Sportboot durch die Schleuse sind.

Nun haben wir ca. 25 km auf der Maas vor uns, die wir nur durch eine kleine Pause in Heusden zum Wassertanken unterbrechen. Gegen 17.45 Uhr laufen wir dann ins Biesbosch ein und erreichen „unsere“ Insel gegen 18.30 Uhr. Das Festmachen ist ein kleines Problem, da der Liegeplatz, auf dem wir bei unseren bisherigen Besuchen gelegen haben, von einem anderen Boot besetzt ist und wir deshalb an einen anderen Steg müssen. Um diese anderen Stege herum ist das Wasser jedoch so flach, dass man nur am Kopfende eines Steges festmachen kann, dieses Kopfende ist aber jeweils nur ca. 80 cm breit, was bei einer Bootslänge von 12,50m keine besonders breite Anlegefläche Trotzdem kriegen wir das alles ganz gut hin und es hält auch für die ganze Nacht. Zum Abendessen brate ich Koteletts bzw. Putenschnitzel und Kartoffeln und Ulla zaubert einen leckeren Salat dazu. Für morgen haben wir uns vorgenommen, hier in der Gegend zu bleiben. – Schau´n wir mal. –

Mittwoch 11.10.2005, ( 20 km )
Die Nacht war eigentlich ganz ruhig, auch wenn gestern Abend spät noch einige laute Jet-Skis durchs Naturschutzgebiet gebrettert sind und ziemlichen Lärm gemacht haben. Die andere Bootsbesatzung, die noch auf der Insel war, haben wir gar nicht zu Gesicht bekommen. Gegen 08.00 Uhr stehe ich auf und drehe eine erste Inselrunde mit Sammy. Er genießt es so richtig, hier mal richtig zu laufen und auch mal die eine oder andere Ente oder Gans aufzuscheuchen. Nach dem Frühstück, zu dem es mal keine frischen Brötchen oder Baguettes gibt und noch einem Gang um die Insel mit der ganzen Familie legen wir ab und fahren mal wieder bei herrlichstem Sonnenschein und keiner Wolke am Himmel in Richtung Lage Zwaluwe, um dort einzukaufen. Auch wenn in der Karte im Gat, dass wir durchqueren, keine Untiefen eingezeichnet sind, brummen wir auf, fahren uns aber nicht fest, sondern rutschen nur ein wenig über den weichen Sandboden. Dann sind wir wieder frei und fahren aus dem Biesbosch heraus auf die Maas. Nach Lage Zwaluwe kommen wir nicht, da die Schleuse, die sonst immer offen steht (und auch so in der Karte verzeichnet ist) diesmal geschlossen ist. Wir haben keine Lust, dies Rätsel zu lösen und fahren einfach weiter nach Gertruidenberg, wo wir unseren letzten Einkauf auf diesem Törn erledigen. Dann fahren wir ins Gat van de Vloeien, wo wir uns einen schönen Liegeplatz ausgesucht haben, doch dieser ist besetzt von einem älteren holländischen Ehepaar mit ihrem Boot. Wir gehen davon aus, dass sie den Platz noch vor dem Abend verlassen werden, warum, wissen wir aber auch nicht. Wir warten so lange auf einem anderen Liegeplatz in der Nähe. Gegen 16.30 Uhr bequemen sie sich tatsächlich, „unseren Platz freizumachen“, den wir natürlich sofort einnehmen. Abends essen wir einen frischen Salat und nach dem Dunkelwerden sitzen wir noch lange draußen und schauen unseren zwei verbliebenen Baumfackeln beim Abbrennen zu. Gegen 22.00 Uhr gehen wir in die Falle.
Kommentar Ann-Kristin: Also eigentlich ist ja nur er um 22.00 Uhr ins Bett gegangen. Ich habe z.B. erst um 23.15 Uhr Schluss gemacht. ;-) Und Fredi und ich haben den Fackeln auch nicht zugeguckt, sondern haben „Verliebt in Berlin“ angesehen! +grins+

Donnerstag, 12.10.2005 ( 90 km )
Um 08.00 Uhr lasse ich Sammy von Bord, damit er sich für unseren ersten Gang schon mal warmlaufen kann. Prompt rutscht er aus und fällt zwischen Boot und Anlagestelle ins Wasser. Glücklicherweise hatte ich ihm vorher das Halsband umgelegt, so dass ich wenigstens ein Ende zum Herausziehen habe. Bei der Gelegenheit knie ich mich jedoch auf den Boden und die Hose sieht anschließend entsprechend aus. Sammy gibt aber noch einen drauf und schüttelt sich direkt neben mir, nachdem ich ihn aus dem Wasser gezogen habe, so dass wir nun beide pitschnass sind. Nur der herrliche Sonnenaufgang hebt die Stimmung wieder.

Kurz darauf und ohne Frühstück legen wir ab und fahren hinaus auf die Maas und diese dann aufwärts. Frühstücken am Steuer kann auch ganz amüsant sein, insbesondere weil auf der Maas nichts los ist. Bald kommt von hinten ein Boot der Rijkwaterstraat auf und ich rechne schon mit einer Kontrolle, da das Boot ziemlich nah kommt. Wir sehen aber wohl nicht aus wie angetrunken oder verbrecherisch, und sie fahren vorbei, ohne sich groß um uns zu kümmern.

Bald wird es wieder so warm, dass wir in T-Shirt draußen sitzen. Die Schleuse Lith passieren wir gegen 14.00 Uhr und werden als einziges Boot sofort in der großen Schleusenkammer geschleust. In Maasbommel machen wir noch eine kurze Anlegepause, damit Sammy sich mal richtig bewegen kann. Dort in Maasbommel überrasche ich meine Crew mit dem Vorschlag, schon heute Abend nach Hause zu fahren, wenn wir rechtzeitig in Cuijk sein sollten und die Bootsübergabe noch heute stattfinden könnte. Da Frederik am Freitag Mittag von Dortmund per Bahn nach Berlin fährt, wäre die ganze Sache so etwas stressfreier abzuwickeln. Wir beschließen, mit der Entscheidung bis zur Schleuse Grave zu warten.

In Grave geht es auch ganz fix, so dass wir gar nicht dazu kommen, vor der Schleuse das Boot festzumachen. Nachdem ein kleines Frachtschiff die Schleuse verlassen hat, können wir einfahren und werden zusammen mit einem Ruderboot mit kleinem Außenborder geschleust. Es ist gegen 16.15 Uhr und ein Anruf bei Vissers ergibt, dass man dort auf jeden Fall bis 18.00 Uhr anwesend ist, um die Übergabe heute noch zu erledigen. Nun beginnt ein emsiges Packen und Suchen an Bord, ich stehe glücklicherweise am Ruder und habe so weniger damit zu tun. Kurz nach 17.00 Uhr laufen wir in den Hafen ein und werden von Adriaan Vissers, der uns die Leinen annimmt, empfangen. Sofort beginnt Tinie Vissers , das Boot zu betanken, damit wir die Abrechnung machen können. Wir räumen währenddessen unsere Sachen ins Wohnmobil und ich regele die Übergabe, die wie immer vollkommen unproblematisch abläuft. Wir tanken nochmals ca. 260 l Diesel, leider nicht zu dem niedrigen Preis wie in Belgien.

Kurz nach 18.00 Uhr verlassen wir etwas wehmütig die Jachtwerft Vissers und „unsere“ Arosa und fahren über die Autobahnen in Richtung Heimat. Da die A 42 gesperrt ist, müssen wir über den Ruhrschnellweg zurück, wo es aber auch kleinere Stauungen gibt. Deshalb erreichen wir Hagen erst gegen 20.30 Uhr, packen sofort alle Sachen aus und legen anschließend die Beine hoch.

Ein toller und erlebnisreicher Törn ist leider zu Ende. Wir sind immer noch dankbar für die tolle und unbürokratische Hilfe, die wir von den Brüdern Vissers und insbesondere den Feuerwehrleuten aus Huy bei unserer Havarie erhalten haben. Noch am Wochenende nach unserer Fahrt habe ich einen Dankesbrief an die „Sapeurs Pompiers“ in Huy geschrieben und einen großen Kasten „Merci“ (wirkt in der Werbung im Fernsehen immer so toll ) mit einem etwas größeren Schein beigelegt. Wir glauben, dass die Hilfe dies wert war, denn sonst wäre unsere tolle Tour möglicherweise schon nach 4 Tagen zu Ende gewesen. Wir sind auch immer noch begeistert von der netten unkonventionellen Art, mit der dort alle miteinander umgegangen sind.

Alles in allem war es kurz gesagt einmal mehr ein toller Törn auf einem Superschiff mit einer noch tolleren Crew und bei formidablen Wetter mit Erlebnissen, an die wir noch in Jahren denken werden. Ann-Kristin hat auch schon angefragt, wann wir denn mal wieder und mit welchem Schiff . . . . .


Sammy auf seinem Lieblingsplatz


E-Mail: Hans-Holger Traut




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