Kreuzfahrt mit der Ms Costa Fortuna im April 2004


Gesamter Inhalt: Kreuzfahrt Reiseberichte

Costa Fortuna : Osterkreuzfahrt 04.04-15.04.2004

Marokko - Kanarische Inseln - Madeira

Wir: das sind 2 Erwachsene und ein Kind mit 10 Jahren.

Zuerst möchte ich dort beginnen wo alles anfängt und was in bisherigen Berichten kaum erwähnt wurde: die Ein/Ausschiffung.

In diversen Foren wurde behauptet, dass die Einschiffung bei Costa typisch italienisch organisiert ist. Also das totale Chaos. Fehlanzeige. Wir reisten mit privat PKW in Savona an ich kann nur sagen es ist wahrlich perfekt organisiert. Obwohl mit uns noch rund 3100 weitere Passagiere einschifften, gab es null Wartezeiten. Wir fuhren vor – schon waren die Leute von Costa da, übernahmen unsere Koffer, wir bekamen eine Einschiffungsnummer mit der wir um 15 Uhr da sein sollten – nicht früher, nicht später. Und – das passte: um Punkt 15.10 Uhr spazierten wir ins Schiff – keine weiteren Formalitäten waren notwendig.

Bei der Ausschiffung das Gleiche: Wartezeit gleich null - du bekommst einen Termin, wann du dran bist, bis dorthin kann man frühstücken oder sonst was tun – und dann geht man einfach raus – ohne Stress, Hektik oder Schlange zu stehen und die Koffer sind auch punktgenau da.
Die Ein/Ausschiffung verdient das Prädikat: Hervorragend

Vor ich mich dem Schiff widme, möchte ich etwas zu den Ausflügen sagen. Wir haben nur einen mitgemacht. Es war die Tour nach Fes in Marokko. Auch hier war alles sehr gut organisiert. Auch den Preis fand ich im Verhältnis zu dem Gebotenen absolut in Ordnung. Alleine hätte man wohl keine Chance das alles in einem Tag zu schaffen. Den Ausflug nach Fes kann ich wirklich empfehlen – wie gesagt, es war sehr gut organisiert und wir haben wirklich sehr viel gesehen. Daraus kann ich auch schließen, dass die anderen Ausflüge genauso gut organisiert sind.

Das Schiff selbst finde ich architektonisch schön, mit für diese Größe eines Schiffes naturgemäß sehr vielen Möglichkeiten, die ich jetzt aber nicht im Detail schildern möchte - da kann man sich an anderen Stellen besser informieren.

Hervorheben möchte ich den Wellenessbereich mit dem Studio. Auch verwöhnte Studiogeher werden in ihren Erwartungen sicher nicht enttäuscht werden. Die neuesten Geräte von TechnoGym sorgen dafür, selbst die Kraftgeräte sind mit Computermonitoren ausgerüstet. Elf Laufmaschinen bester Qualität sorgen auch bei viel Andrang, dass jeder an die Reihe kommt. Alles erste Sahne – das Studio ist wirklich Spitze.

Das Sahnehäubchen darauf ist aber die anschließende Sauna und das Dampfbad. In gut fünfzig Metern über dem Meer, genießt man durch eine große Panoramascheibe die grandiose Aussicht. Ein herrliches Erlebnis. Leider gibt es keinen Ruheraum. Selbstverständlich ist die Benützung der Einrichtungen im Preis inklusive.

Am Abend war es schon fast wie in Italien wenn nach dem Abendessen alle flanieren gehen. Durch die Größe des Schiffes konnte man richtig herumwandern. Von einem Salon zum Nächsten. Wir hatten obendrein das Glück, dass die weltbekannte südamerikanische Gruppe „Los Paraguayos“ mit an Bord war und jeden Tag zwei Konzerte gab. Das war einfach phantastisch. Im einen Salon wurde getanzt, im Anderen kamen Klassikfreunde auf ihre Kosten usw. Auch die Preise fanden wir nicht übertrieben teuer. Die Shows waren auch meistens ziemlich gut. Die Show des Fingerschattenspielers könnte man als „Weltklasse“ einstufen. Erwähnen möchte ich noch, dass die, nicht nur im Theater, eingesetzte Technik vom Allerfeinsten ist. So mancher Techniker hiesiger Theater wäre sprachlos über all die Möglichkeiten.

So möchte man meinen das hört sich alles ziemlich gut an, ja möchte man meinen. Aber leider hat das Schiff auch Schattenseiten und zwar erhebliche.

Beginnen wir beim Entertainment: Ich habe nichts gegen fröhliche und vor allem aktive Menschen. Es kann aber sehr nervig werden, wenn das rund um die Uhr, immer und überall stattfindet. Um den Hauptpool wurden ständig Aerobicübungen und sonstige „spielchen“ gemacht – kurz gesagt: es war immer „was los“. Und wenn nicht, dann wurde man halt mit Hits aus den überall vorhandenen Boxen eingedeckt.

Ok, könnte man meinen, musst ja nicht dort sein. Irrtum: dort wo nichts los ist weht dir der Wind so um die Ohren…Ausweichen in das Schiff – auch Fehlanzeige, hier wie dort : Aktivitäten überall – hier ein kleiner Auszug aus dem Programm alleine am Pool:

10.00 Uhr Darts Turnier

10.15 Uhr Morgen Gymnastik

10.30 Uhr Die große Herausforderung – Spiel mit unseren Animateuren

11.30 Uhr Wassergymnastik

usw. und so fort. Auch klar, dass das Ganze für alle hörbar über die Anlage wiedergegeben wird. 
So gerne hätte ich in der Sonne liegend ein Buch gelesen und einfach das Meer genossen. Viele wollen das vielleicht auch nicht, mag sein. Am Rande sei zudem erwähnt: durch die einzige Windgeschützte Lage um den Hauptpool lagen dort die Leute aufgefädelt – Marke Sardinendose. Meine Sache ist das nicht. Hätte sonst alles gepasst: allein wegen der ständigen Unterhaltung würde ich nicht mehr mitfahren.

Das Essen: ein weiterer ziemlich schwarzer Schatten. Natürlich, Essen ist etwas sehr individuelles - Geschmäcker sind eben verschieden - oder doch nicht? Ich kenn jedenfalls niemanden dem das Essen in einem „Haubenlokal“ nicht geschmeckt hätte. So ein Lokal würde ich als Referenz hernehmen, nicht von der Menge, vom Geschmack.

Die Speisekarte auf der Fortuna gleicht mindestens einem 3 Hauben Lokal. Also bestellen wir doch: Wie wäre es mit „geschmorte kleine Tintenfische und Moschuspolypen mit Mittelmeerkräutern und Kartoffeln oder „geräucherte Entenbrust mit Birnenmarmelade und einem kleinen Salat der Saison“ oder „gratinierte Austern mit Jungfischebeignets“ Egal, was immer Sie bestellen – es schmeckt – ja wonach schmeckt es denn – schwer zu sagen. Irgendwie nach wenig bis gar nichts und vor allem, eigentlich seltsam: alles irgendwie gleich.

Absoluter Tiefpunkt ist das Eis aus dem Automaten im Bufferrestaurant. Selbst mein 10 jähriger Sohn, sonst eissüchtig, probierte es nur einmal und dann nie wieder. Ich kenne kleine Pensionen in Italien etwa, familiär geführt, wenn es Essen gibt riecht es überall, der Duft alleine, herrlich. Ich war anschließend an die Kreuzfahrt eine Woche in einem 3 Sterne Hotel in Kroatien, das Essen dort war auf die Fortuna hin wie im besten Haubenlokal. Das Essen auf der Fortuna , egal ob im Restaurant oder im Buffet ist eine ziemliche Enttäuschung um es vornehm auszudrücken.

Das Service in den Restaurants ist ein weiterer dunkler Schatten. Die Kellner, obwohl bemüht und durchaus freundlich, viel Ahnung haben sie von ihrem Job nicht. Ich möchte 2 Beispiele anführen, entscheiden Sie selbst. Ich bin nun mal ein etwas schnellerer Esser, als etwa meine Frau. Kaum war ich mit dem Essen fertig, war auch schon der Kellner da. Kurz gefragt: “finish?“ und schon war mein Teller weg, obwohl meine Frau noch mitten im Essen war. Also gut beim Nächsten mal lasse ich etwas auf dem Teller, Messer und Gabel bringe ich in die „horizontale Stellung“. Doch der Kellner ignoriert das. Er sieht mich nicht mehr Essen und futsch, der Teller ist weg. So passiert es halt, dass vor allem nach dem letzten Gang meine Frau noch isst, während keiner mehr etwas vor sich hat. Unsere Tischnachbarn meinten: „was soll’s wir werden es nicht ändern können…“

Eine andere Situation: Ich bestelle mir am Abend eine Flasche Sekt. Nächsten Mittag möchten wir die praktisch volle Flasche wiederhaben. Sie kommt auch – jedoch lauwarm und zusätzlich denkt der Kellner gar nicht daran uns dazu passend Sektgläser zu bringen. Ich sage auch gleich dem Kellner, dass der Sekt ja total warm ist. Doch das beunruhigt ihn in keinster Weise. Im Gegenteil, vielleicht denkt er das muss so sein, denn er bestätigt freundlich, dass der Sekt warm ist. Ich denke, er bringt uns sicher gleich etwas zum kühlen und so warten wir. Vergebens. Ich muss ihn nochmals auffordern mir doch irgendwas zum kühlen und passende Gläser zu bringen. Bis der Sekt kühl ist sind wir aber längst fertig.

Wir dachten, dass wir mit dem „unseren“ eben Pech hätten und wechselten mehrmals mittags die Positionen. Leider, die Anderen waren sogar noch unerfahrener und teilweise sogar unfreundlicher. Das ist keine Katastrophe, aber es ist mühsam. Essen gehen auf der Fortuna wurde für uns zunehmender zur notwendigen Bedürfnisdeckung, nicht zum freudigen Genuss.

Vieles wäre noch zu sagen, den Kern meiner Erfahrungen können Sie aber sicher nachvollziehen. Um es in einem Satz in Computersprache zu sagen: die Hardware ist Top, die Software ein Flop.

Für mich stehen die Kriterien für die nächste Seereise fest: Kleines persönliches Schiff wo kein besonderer Wert auf Unterhaltung gelegt wird und eine Küche wo ausschließlich frisch gekocht wird.

Gerne bin ich bereit individuelle Fragen zu beantworten: kinhin99@hotmail.com

Christian

 



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