Mittelmeerkreuzfahrt mit der Costa Fortuna
25.03. - 02.04.2006


Gesamter Inhalt: Kreuzfahrt Reiseberichte


Vorbemerkung

Diese Kreuzfahrt war unsere fünfte Seereise und unsere zweite Reise mit Costa nach einer Atlantik-Überquerung auf der „Costa Classica“ im Jahr 2004. Obwohl natürlich diese beiden Schiffe in vielen Punkten nur bedingt miteinander vergleichbar sind, fällt es mir schwer, nicht ab und an auf die Erfahrungen mit der „Costa Classica“ Bezug zu nehmen.

Der Reisebericht über die Fahrt mit der „Costa Classica“.

 

An- und Abreise, Organisation

Auch für diese Kreuzfahrt entschieden wir uns (meine Frau und ich, beide Anfang 40) für eine An- und Abreise per Flugzeug. Die Flüge buchten wir als Paket mit der Kreuzfahrt bei Costa, inklusive des Bustransfers von Nizza nach Savona und zurück.

Alles klappte zunächst auch tadellos, wir wurden in Nizza von einer Costa-Mitarbeiterin in Empfang genommen und in einer zweistündigen Busreise flott nach Savona transportiert. Die Fahrt führte auf der Küstenautobahn an der Côte Azur und der italienischen Riviera entlang und bot trotz der vielen Tunnel einige landschaftlich sehr schöne Ausblicke, für die allein wir künftig die Anreise über Nizza der über Mailand vorziehen werden – sofern möglich.

 

Die gute Organistion brach aber – gewissermaßen schlagartig – zusammen, sobald das Terminal in Savona, der „Palacrociere“ gegen ca. 12.00 Uhr in Sicht kam. Das Verkehrsgewühl um das Terminal war so schlimm, dass wir für die letzten hundert Meter nochmals 20 Minuten benötigten, bis wir nahe genug waren, um die Aufmerksamkeit einer Mitarbeiterin zu erregen, die uns die Einschiffungsnummer gab – und zwar eine hohe Nummer, obwohl die Einschiffung gerade erst begonnen hatte. Allerdings war niemand in der Lage, uns auch nur annähernd mitteilen zu können, wie lange es dauern würde, so dass wir uns entschieden, nicht in die Innenstadt von Savona zu gehen – wir wollten ja die Einschiffung nicht verpassen und rechneten nach unseren bisherigen Erfahrungen damit, dass es nicht allzu lange dauern würde. Damit hatten wir uns allerdings gründlich getäuscht – unser Aufruf erfolgte erst gegen 16.00 Uhr nach mehr als 3 ½ -stündiger Wartezeit.

Es ist mir natürlich bewusst, dass es einige Zeit in Anspruch nimmt, ca. 3000 Passagiere einzuschiffen – aber Princess Cruises (die wie Costa zum Carnival-Konzern gehört) hatte es in 2003 in Venedig für ein vergleichbar großes Schiff dank Vorab-Übermittlung der Daten per Internet, dank einem Dutzend Abfertigungsschalter (und nicht nur zwei wie bei Costa) und dank einer fast militärisch straffen Ordnung geschafft, die Wartezeit auf rekordverdächtige fünf Minuten zu reduzieren, und zwar inklusive Registrierung der Kreditkarte, für die ich mich auf der „Costa Fortuna“ am zweiten Tag nochmals eine halbe Stunde anstellen musste. Von daher ist die Leistung von Costa eigentlich indiskutabel, und die Tatsache, dass der Palacrociere wirklich ein schönes Terminal ist und großzüge Wartezonen mit kostenlosem Internet-Zugang bietet, tröstet auch nur wenig.

 

Auch die Organistion und Durchführung der Landausflüge war teilweise sub-optimal. Wir hatten unsere Ausflüge vorab über das Internet gebucht und auch bestätigt bekommen, mussten dann zu unserer Überraschung aber feststellen, dass wir für die englischsprachigen Exkursionen angemeldet waren. Alles kein Beinbruch, alles korrigierbar – aber alles überflüssig.

Die Durchführung der Ausflüge bereitete insofern Probleme, als es Costa nicht gelang, die Abfahrten der einzelnen Gruppen zeitlich weit genug zu spreizen – und wenn 20 oder 30  Busse praktisch gleichzeitig dasselbe Ziel ansteuern, entstehen eben Verzögerungen, Wartezeiten und Chaos, das dann die Verantwortlichen aber immer schrecklich überraschte. Reise-Bekannte, die an einem der Ganztagsausflüge teilnahmen, berichteten sogar davon, dass sie während der Mittagspause noch nicht einmal das Buffet des Restaurants erreichen, geschweige denn essen konnten – erst nach Rücksprache des Führers mit dem Schiff wurde der Ausflug um 30 Minuten verlängert, so dass sie sich wenigsten ein Lunch-Paket packen konnten.

 

Die Abreise – wir stellten uns noch den bisherigen Erfahrungen bereits auf das Schlimmste ein – verlief dann allerdings flott und problemlos. Um 8.15 traff sich unsere Gruppe im Theater, gegen 8.45 Uhr verließen wir das Schiff, um 9.30 Uhr fuhr der Bus zurück nach Nizza.

 

Insgesamt bleibt zum Thema Organisation allerdings festzustellen, dass es Costa bisher nicht gelernt hat, die Menschenmassen, die  mit einem Post-Panamax-Schiff unweigerlich verbunden sind, angemessen zu steuern; hier hat die Reederei noch viel zu lernen.

 

Die Route

Die ursprünglich geplante Route wurde von Costa insoweit geändert, als sie in umgekehrter Richtung befahren wurde. Die Information darüber erfolgte sehr knapp durch ein Flugblatt in der Kabine und ohne nähere Begründung („... aus organisatorischen Gründen ...“). Obwohl uns dies zunächst nicht als wichtig erschien, waren die Auswirkungen in Tripolis allerdings gravierend (siehe unten); daher bin ich der Ansicht, dass hier eine ausführlichere Information durch Costa geboten gewesen wäre.

 

Die neue Route verlief folgendermaßen:

·       25.03.2006: Anreise nach Savona; aufgrund der späten Einschiffung waren außer einer ersten Erkundung des Schiffes keine weiteren Aktivitäten möglich.

·       26.03.2006: Seetag

·       27.03.2006: Katakolon; wir nahmen an einem Halbtagesausflug nach Olympia teil, der durch die wirklich gute Führerin sehr interessant gestaltet wurde und einen schönen Einblick in das antike Heiligtum erlaubte. Zum Abschluss blieb noch Zeit für einen kurzen Einkaufsbummel durch Katakolon.

·       28.03.2006: Heraklion; auch hier schlossen wir uns einem geführten Halbtagesausflug zum Palast von Knossos an. Auch diese Führerin war sehr engagiert und gut informiert. Obwohl wir Knossos bereits vor vier Jahren einmal besucht hatten, war der Ausflug sehr interessant, zumal etliche der Sehenswürdigkeiten (insbesondere die Fresken) damals wegen Restaurierungsarbeiten nicht zugänglich waren und auch die Ausgrabungsarbeiten zwischenzeitlich erhebliche Fortschritte gemacht hatten. Allerdings brauchte man auch viel Geduld, da sich wegen der vielen Besucher an einigen Stellen lange Warteschlangen gebildet hatten. Auch in Heraklion blieb anschließend Zeit für einen Bummel durch Altstadt und Markthalle.

·       29.03.2006: Seetag; der Höhepunkt der Reise war zweifellos die Beobachtung der totalen Sonnenfinsternis, die auch aufgrund der guten Wetterverhältnisse problemlos und bequem vom Liegestuhl aus möglich war.

·       30.03.2006: Seetag

·       31.01.2006: Tripolis; hier stand für erneut ein Halbtagesausflug auf dem Programm, der uns zunächst überwiegend zu Fuss durch die Altstadt von Tripolis und danach ins Nationalmuseum führte. Unser Shuttlebus gab dem ganzen von Anfang an einen Hauch von Abenteuer: Er war uralt, mit gesprungenen Scheiben, abgefahrenen Reifen und so schmutzig, das jede Bewegung auf einem der ausgeleierten Sitze ganze Staubwolken aufwirbelte. Unserem Führer (der das ganz offenkundig nicht hauptberuflich betrieb, sich aber wirklich alle erdenkliche Mühe gab und sehr gut informierte) war dies peinlich, und er wies darauf hin, dass man verzweifelt alle verfügbaren Busse zusammengekratzt hatte, da neben der „Costa Fortuna“ noch zwei weitere Schiffe im Hafen lagen (die „MSC Sinfonia“ und die „MS Perla“). Allerdings muss ich gestehen, dass auch die anderen Busse, die wir zu Gesicht kamen, nicht sehr viel besser aussahen. Sehr interessant war der Besuch des libyschen Nationalmuseums, den man nicht auf eigene Faust durchführen sollte, da die Beschilderung und die Erklärungen nur in einigen wenigen Fällen auf englisch, in der Regel aber nur in libyscher Sprache angebracht sind. Das Museum bot neben außerordentlich schönen Kunstschätzen (insbesondere Statuen und Mosaiken aus der Römerzeit, die für einen Europäer etwas ungewohnt völlig ungesichert und frei zugänglich waren – zum Anfassen gewissermaßen) auch Kuriositäten wie einen verrosteten blauen 1958er VW-Käfer, mit dem angeblich Ghadafi seine Revolution vorbereitet hatte. Der im Ausflugsprogramm vorgesehene Einkaufsbummel durch die Souks musste allerdings entfallen, da wir wegen der Routenänderung nicht wie ursprünglich geplant am Montag, sondern am Freitag in Tripolis eintrafen – und das entspricht unserem Sonntag. Die Souks waren daher ungefähr genauso belebt wie der Frankfurter Hauptfriedhof; ich meine, dass Costa hierauf hätte hinweisen und eine Änderung der Ausflugsbuchung anbieten müssen.

·       01.04.2006: Seetag

·       02.04.2006: Ankunft in Savona, Ausschiffung und Rückreise. Auf dem Rückflug am Abend hatten wir sogar das Glück, aus dem Flugzeug noch einmal einen Blick auf die kurz vorher ausgelaufene „Costa Fortuna“ in voller Fahrt werfen zu können – ein schöner Abschied.

 

Das Wetter war während der gesamten Reise freundlich. Der Himmel war meist heiter bis leicht bewölkt, die Temperaturen lagen durchgehend zwischen 15 und 20°C, so dass wir zwar auf das Baden an Bord verzichteten, uns aber häufig an Deck legen und entspannen konnten (teilweise mit einem Pullover). Die See war während der ganzen Reise ruhig bis spiegelglatt.

 

 

Das Schiff

Die „Costa Fortuna“ ist ein Abkömmling der Conquest-Klasse der Muttergesellschaft Carnival und kann äußerlich die Ähnlichkeit nicht leugnen – auf den ersten Blick fällt ein kurzer Bug ins Auge mit relativ steil und in einer ungebrochenen Flucht aufsteigenden kantigen Aufbauten, die im vorderen Schiffsdrittel eine Art Buckel bilden, der zur Mitte des Schiffes hin abfällt, um um den Schornstein herum wieder etwas aufzusteigen. Das Heck wiederum fällt steil und mit markanter Linienführung zum Meer hin ab. Die Rettungsboote sind relativ niedrig aufgehängt und bilden mit ihren costa-gelben Verdecken neben dem in der gleichen Farbe gehaltenen Schornstein eine angenehme farbliche Akzentuierung des ansonsten in klassischem kreuzfahrt-weiß gehaltenen Schiffes. Der Schornstein selbst ist wie bei allen Costa-Schiffen eine schmucklose senkrecht stehende Tonne, die nicht zum Assemble des Schiffes passt und schon fast als Stilbruch empfunden werden muss – bei den Schwesterschiffen der „Costa Fortuna“ von Carnival wirken deren geneigte und geflügelte Schornsteine wesentlich stimmiger. Man hat den Eindruck, dass es dem Designer bei Costa weniger auf Ästhetik, sondern viel mehr auf den Wiedererkennungswert ankam.

Trotzdem vermittelt die „Costa Fortuna“ einen modernen, dynamischen und beinahe aggressiven Eindruck und ist wesentlich eleganter als die eher altbacken wirkende „Costa Classica“.

 

Die Gestaltung des der öffentlichen Räume im Inneren der „Costa Fortuna“ stellt laut Costa eine Hommage an die großen italienischen Ozeanliner der Vergangenheit dar; angeblich inspirierten diese Schiffe die Gestaltung der einzelnen Räume. Vergessen Sie bitte diese Werbesprüche – die Innengestaltung der „Costa Fortuna“ greift den Stil der alten Ozeanriesen so viel oder so wenig auf wie viele andere zeitgemäße Kreuzfahrtschiffe auch. Lediglich die Namen der Räume sowie einige wirklich schöne Modelle der jeweiligen Vorbilder bilden einen Bezug zur Vergangenheit.

Bei der Beschreibung des Innendesigns muss ich allerdings gestehen, dass ich etwas ins Schleudern gerate – die „Costa Fortuna“ ist wirklich so ungewöhnlich, dass man etwas weiter ausholen muss, um ihr gerecht zu werden.

Nach dem ersten Rundgang durch das Schiff waren meine Frau und ich nämlich etwas  schockiert und der Ansicht, die „Costa Fortuna“ sei das häßlichste Schiff, das wir je gesehen hatten – die Farbauswahl (sofern man überhaupt von „Auswahl“ sprechen kann) ist nämlich äußerst bunt, grell und knallig. Irgendwie hatten wir den Eindruck, als habe der Innenarchitekt den erklärten Vorsatz gehabt, das gesamte Farbspektrum von Infra-Tot bis Ultra-Violent unterbringen und von jedem Farbton die jeweils schreiendste Variante verwenden zu wollen – und bedauerlicherweise war er auch erfolgreich. Als wir in 2001 auf der immerhin für amerikanisches Publikum gebauten „Splendour of the Seas“ reisten, erschien uns dieses Schiff als eine Art schwimmendes Las Vegas. Im Vergleich zur „Costa Fortuna“ wirkt die „Splendour“ allerdings blass, farblos, nahezu monochrom.

Erst als man sich nach einigen Tagen an die Buntheit der „Costa Fortuna“ gewöhnt hatte (gewissermaßen „farbenblind“ geworden war), konnte man die – in manchen Fällen schönen, teilweise sogar liebenswerten – Details würdigen, wie zum Beispiel die Bemalung vieler Türen und auch der Aufzüge mit Szenen aus dem Bordleben aus der Zeit vor dem Beginn des Flugverkehrs.

Da wir allerdings in den wenigen Tagen gar nicht in der Lage waren, ein Schiff dieser Größenordnung vollständig kennenzulernen, beschränke ich mich auf die Räumlichkeiten und Einrichtungen, die für uns wichtig waren bzw. wo wir uns häufig aufhielten:

 

Atrium „Costa“: Das Atrium ist ein beeindruckender Raum, der sich über die gesamte Breite des Schiffes und von Deck 3 bis Deck 9 erstreckt. Auf Deck 3 findet man das Ausflugs- und das Gästebüro sowie eine sehr gemütliche Bar, die überwiegend mit roten Ledermobiliar eingerichtet ist und wo häufig ein Pianist für Live-Unterhaltung sorgt; genau der richtige Ort, um seine Mitreisenden in aller Ruhe zu beobachten. Die Decks 4 und 5 beherbergen den Fotografen und die Geschäfte. Die einzelnen Decks sowie die Wände sind mit sehr schönen Einlegearbeiten aus Holz und Marmor in den Farben Rot, Schwarz und Braun dezent geschmückt; allerdings werden sie von Leuchtpanelen in kräftigem blau-grün akzentuiert, die nicht in das Arrangement passen. Die Decke von Deck 5 präsentiert Modelle aller vergangenen und gegenwärtigen Costa-Schiffe, die dort kopfüber anklebt sind – wir empfanden das als kindisch und insoweit auch als ärgerlich, als die Modelle selbst sehr schön sind und wir sie gerne näher und ausgiebiger betrachtet hätten, als das mit in den Nacken gelegtem Kopf und offenem Mund möglich gewesen ist. Die Vorderseite des Atrium wird von vier Glasaufzügen beherrscht, die leider auch über das  blau-grüne Leuchtband verfügen. Oberhalb von Deck 5 durchfahren diese Aufzüge eine Art Lichtschacht, der mit Bildern der gegenwärtigen Costa-Schiffe bemalt ist, die allerdings stark stilisiert sind und von der Qualität her eher an überdimensionierte Abziehbilder erinnern.

 

Restaurant „Michelangelo“: Das Restaurant erstreckt sich wie auf den RCCL-Schiffen über zwei Decks (Decks 3 und 4), hat aber nicht deren Grandeur – es gibt nicht eine zentrale Freitreppe, die die Höhe betont, sondern zwei seitliche Treppen, etwas versteckt, so als sei es dem Konstrukteur peinlich gewesen, das Restaurant nicht auf einem Deck unterbringen zu können. Entsprechend dem Namen sind an der Decke Reproduktionen von Fresken des Renaissance-Künsters zu finden. Treppen und auch Wände sind zum Teil mit ägyptisch anmutenden cremefarbenen Säulen versehen, die Lampen sind in kräftigem Blau und Gold gehalten und teilweise mitten in die Michelanglo-Fresken montiert. Alle diese Elemente sind für sich betrachtet sehr schön, erzeugen aber ein inkongruentes Gesamtbild, so als hätte sich der Innenarchtiket nicht entscheiden können, ob er die sixtinische Kapelle oder ein Spielkasino bauen wollte und deswegen einfach beides gleichzeitig in einen Raum einbrachte. Da der Speisesaal im Heck des Schiffes liegt, gibt es eine sehr schöne bodenhohe Fensterfront, die einen herrlichen Ausblick bietet, sofern man (wie wir) das Glück hat, an einen der großen Tische vor diesen Fenstern gesetzt zu werden. Vor dem Restaurant steht ein Modell der „Michelangelo“, das mit seinen ca. vier Metern Länge wohl das schönste und beeindruckendste Modell an Bord ist. Das mittschiffs gelegene Restaurant „Rafaelo“ entspricht weitgehend dem Restaurant „Michelanglo“, abzüglich der Heckfenster natürlich.

 

Theater „Rex“: Das Theater liegt im Bugbereich des Schiffes, wobei sich auf Deck 3 das Parkett befindet, über dem auf den Decks 4 und 5 die Ränge ansteigen. Die Einrichtung besteht auf braun gemusterten gemütlichen Polsterbänken und bietet wegen der davor aufgestellten Tischchen sehr viel Fußfreiheit – wir haben selten ein Schiffstheater gesehen, das soviel Komfort bot. Die Wandverkleidung ist sehr einfach – braune Stoffbahnen, dazwischen braune schildartige Metallplatten. Da auch die Decke aus ähnlichen (allerdings rechteckigen) Metallelementen besteht, die Geländer der Ränge aus Chrom und Glas gefertigt wurden und natürlich auch nicht auf die geradezu obligatorischen neonblauen Lichterketten verzichtet wurde, macht das Theater einen kalten Eindruck und wirkt wesentlich ungemütlicher, als es tatsächlich ist. Technisch gesehen ist es State-of-the-Art – es gibt alle professionellen Einrichtungen, bis hin zur Lasern für entsprechende Shows.

 

Grand Bar „Conte di Savoia“: Bei der Grand Bar auf Deck 5 handelt es sich eigentlich um ein kleines Theater mit kompletter Bühne und Tanzfläche, und häufig wurden hier tatsächlich auch Alternativen zum Hauptabendprogramm des Theater Rex angeboten. Eingerichtet ist die Bar mit gemütlichen Sesseln und Sofas in Blau und Gold; die Säulen tragen ein lebhaftes blau-grün-rot-goldenes Fleckmuster. Die Grand Bar hätte wirklich edel sein können, hätte der Innenarchtiket an diesem Punkt aufgehört. Hat er aber nicht. Völlig unverständlich ist mir, warum er an die Decke falsche Tragbalken aus goldenem Kunststoff kleben musste, und zwar in einem Muster, das mein Sohn als Kleinkind aus Knete auch hätte formen können. Zur Abrundung der Scheußlichkeit gab es aus dem gleichen goldenen Kunststoff und im gleichen Kleinkindstil noch korinthische Kapitelle an den Säulen, die einfach und unzweifelhaft nichts anderes sind als kitschig. Die Conte-di-Savoia-Bar ist damit mein persönlicher Top-Favorit, sollte jemals der gräßlichste Innenraum auf einem Schiff gewählt werden. Ich habe ihn bis zum Ende der Reise nie durchqueren können, ohne über die Geschmacksverirrungen zu lästern.

 

Bar „Conte Rosso“: Diese kleine und intime Bar auf Deck 5 bildet glücklicherweise ein schönes Gegengewicht zur Grand Bar. Dem Namen folgend ist sie in den verschiedenen Rot-Tönen gehalten (die Säulen, Wände und der Boden beinahe in Purpur), die Möbel sind schlicht und klar und modern.

 

Bar „Conte Verde“: Gegenüber der Conte-Rosso-Bar auf Deck 5 gelegen ist diese Bar ebenfalls sehr intim und gemütlich, dem Namen entsprechend aber in Grün gehalten. Interessant sind die Wandleuchten, die aus grünen, von innen beleuchteten Amphoren bestehen und den Raum in gedämpftes, ruhiges und wohliges Licht tauchen.

 

Salon „Leonardo da Vinci“: Auch dieser Salon ist auf Deck 5 zu finden, aber erheblich größer als die beiden benachbarten Bars. Die Einrichtung erinnert hier tatsächlich an die späten 60er Jahre und besteht aus bequemen dunkelroten Polsterbänken mit runden in schwarzbraun gehaltenen Rückenlehnen. Auch dieser Raum wirkt durch seine klaren Linien und den Verzicht auf innenarchitektonischen Schnickschnack gemütlich. Bedauerlicherweise wurde er abends oft für recht laute und nervige Animationsveranstaltungen genutzt.

 

Buffetrestaurant „Cristofero Colombo“: Diese Buffetrestaurant gehört zu den schönsten Räumen des Schiffes. Der Hauptteil des Restaurants liegt auf Deck 9, in Mitte gibt es einen Lichthof mit Innentreppen bis auf Deck 11, wobei Deck 10 noch zum Buffetrestaurant gehört, während Deck 11 das Zuzahl-Restaurant „Club Conte Grande“ bildet (dies ist anders eingerichtet, wir haben es auch nicht benutzt). Die Hauptzierde des „Cristofero Colombo“ ist ein riesiges Bild (zwei Decks hoch) des Namenspatrons im Lichhof, das trotz seiner Dimensionen nicht fehlplaziert wirkt. Darunter auf einem Absatz der Innentreppe findet sich ein Halb-Modell des gleichnamigen Schiffes, darunter wiederum (unvermeidlicherweise) ein Modell der „Santa Maria“. Die Einrichtung ist in kräftigen Türkis- (Stuhlpolster und Teppichboden) und Blautönen (Polster der Sitzbänke) gehalten, die so gut harmonieren, dass man über die Verzierung der Teiler zwischen den Sitzgruppen mit großen stilisierten blauen Globen mit goldenen Kontinenten und die unvermeidliche neon-blaue Beleuchtung (glücklicherweise hier indirekt) hinwegsehen kann. Den Polstern sieht man allerdings die starke Nutzung insofern an, als sie sich häufig von ihrem Unterbau gelöst haben und haltlos darauf herumrutschen. Die Wände (und auch die Tische) sind mit Darstellungen antiker Weltkarten geschmückt. Es gibt zwei Buffetreihen sowie Inseln für die Kaffee- und Obstsaftautomaten in der Mitte, so dass lange Warteschlangen eher die Ausnahme waren. Unglücklich war nur, dass die Bedienungsrichtung an den Buffets nicht eindeutig geregelt war, so dass sich manchmal Knäuel bildeten, weil einige hinhein, andere hinaus wollten und dann natürlich gar nichts ging.

 

Lido „Colombo“: Hinter dem Buffetrestaurant befindet sich ein Pool mit zwei Whirlpools sowie Liegeflächen, überdacht von einem rollbaren Glasdach, das jedoch während unserer ganzen Reise geschlossen war. Da das Lido nur ein Deck hoch ist (und nicht wie auf vergleichbaren Schiffen zwei oder drei Decks), herrschte dort in der Regel eine zwar warme, aber auch stickige Atmosphäre – wie in einem Hallenbad eben. Der Pool wird von einer Statue, einer lebensgroßen knieenden leicht bekleideten Bronze-Schönheit beherrscht und ist  passend zum Buffetrestaurant in Dunkelblau gehalten. Der Boden besteht auf blau-gelbem Kunststoff und ist bei der eigentlich immer vorhandenen Nässe spiegelglatt, obwohl ein Decksteward mit nichts anderem beschäftigt ist, als ständig Wasser aufzuwischen. Während eines einzigen Nachmittags an diesem Pool konnten wir vier (!) Stürze beobachten, einer so schwer, dass der Bordarzt zu Hilfe eilen musste. Hier sollte Costa schnellstens Abhilfe schaffen und den Belag austauschen; das ständig vorhandene Warnschild ist jedenfalls nicht ausreichend. Denselben Bodenbelag haben wir übrigens auch im (von uns natürlich nicht benutzten) Squok-Club für die Kinder gesehen.

 

Lido „Oceania“: Dieses Lido liegt vor dem Buffetrestaurant zwischen den Aufbauten um den Schornstein und den vorderen Aufbauten. Der vordere Bereich steigt mit drei schmalen Terrassen (auf jede passt gerade eine Reihe Liegestühle) bis auf Deck 10 an und bietet von dort gute Sicht auf die Bühne für die Animationen im Zentrum des Lido. Es gibt zwei Pools, einer auf Deck 9 (mit zwei Whirlpools, verziert von Bronzestatuen, diesmal allerdings Tierdarstellungen), eine kleinerer auf Deck 10 (mit einem Whirlpool). Neben ihm mündet auch die Wasserrutsche (die von Deck 12 aus benutzt werden kann), die allerdings zur Enttäuschung der Kinder nur jeweils eine Stunde am Vor- und Nachmittag im Betrieb ist. Der Bodenbelag besteht aus schönem klassischem und relativ rutschsicheren Teakholz. Schattenplätze gibt es praktisch nicht.

Liegeflächen befinden sich außerdem noch auf den Decks 11 und 12 der vorderen Aufbauten; sie sind allerdings nur schlecht gegen Fahrtwind geschützt und waren gerade bei den relativ niedrigen Temperaturen unserer Fahrt kaum nutzbar. Auf den  Liegeflächen auf Deck 10 neben und hinter dem Schornstein fanden wir auf dem Deck und auf den Liegen starke Verschmutzungen in Form von Dieselrußflocken vor, die bekanntlich praktisch nicht mehr zu beseitigende Flecken verursachen. Da dort das Deck trotz der guten Reinigung stellenweise auch sehr viel dunkler als in anderen Bereichen war, gehe ich davon aus, dass dieses Problem wohl häufiger auftaucht und rate von der Benutzung dieses Bereiches ab. Je nach Windrichtung wehte durch das Lido Oceania aus den Auslassöffnungen der Klimaanlage auch ab an ein unangenehmer Fäkaliengeruch; da dies immer wieder in verschiedenen Schiffsbereichen festzustellen war, gehe ich davon aus, dass die „Costa Fortuna“ von einem kleinen Problem mit der Abwasseranlage geplagt wird.

 

Unsere Kabine (Deck 2, außen, mittschiffs) war zu unserer großen Erleichterung von der Farborgie der öffentlichen Bereich weitgehend verschont geblieben und in zwar kräftigen, aber freundlichen und warmen Erdtönen gehalten (dunkelgrüner Teppichboden, cremefarbene Wandverkleidung, dunkelbraune Schränke, hellbraune Sitzecke); lediglich die Deckenabschlussleiste und die Zarge der Badtüre war in einem unpassenden Altrosa gestrichen. Die Betten waren bequem (weder zu weich noch durchgelegen), der Stauraum in den Schränken großzügig bemessen und für zwei Personen auch für eine mehrwöchige Reise ausreichend. In die Schrankwand integriert waren auch eine Minibar und die Schminkecke mit einem Hocker. Geschmückt war die Kabine durch drei große Druckgrafiken, die sich als Originaldrucke herausstellten, weswegen sie fest mit der Wand verschraubt waren; wie sich herausstellte, waren diese Bilder auch wirklich das einzige, was fest saß.

Da die Kabine (ähnlich wie die auf der „Costa Classica“) mit knapp 20 qm eine ordentliche Größe aufwies, bot sie auch Platz für eine Sitzecke, die diesen Namen auch wirklich verdiente: Sessel, Tischchen und ein großes Sofa luden auch tagsüber zum Verweilen ein, und es machte direkt Spaß, sich hier auch einmal das Frühstück servieren zu lassen. Insgesamt hob sich die Kabine positiv von den Passagier-Schließfächern ab, die manche andere Reedereien anbieten.

Das Bad war zweckmäßig mit Toilette, Waschtisch und Dusche einrichtet und verfügte in ausreichendem Maße über Ablagen. 

Die Klimatisierung funktionierte einwandfrei und ließ sich gut regulieren; allerdings hatten wir während der gesamten Reise auch hier immer wieder einen durchdringenden Geruch nach Abwässern im Raum.

Zu unserer Überraschung (und - wie ich meine - für ein solch modernes Schiff auch nicht angemessen) war die Kabine sehr laut. Über uns befand sich die Küche, in der bis in die späte Nacht gepoltert wurde, unter uns war die Maschine sehr deutlich zu hören (was uns aber nicht sonderlich störte). Nervig waren die Vibrationen des Antriebs, nicht weil sie so unerträglich gewesen wären, sondern vielmehr, weil sie gnadenlos die schlampige Verarbeitung, für die Fincantieri-Schiffe ja berüchtigt sind, offenlegten. Keine der Wände und auch nicht die Decke waren plan, da sich sämtliche Panele lockergerüttelt hatten und klapperten; man hatte offensichtlich mit Silikon versucht, dieses Problem in den Griff zu bekommen (bei näherer Betrachtung fanden sich entsprechende Spuren), aber diese Versuche waren ebenso diletantisch wie erfolglos. Die Abdeckung der Klimaanlage stürzte eines Nachts mit Gepolter von der Decke (konnten wir selbst reparieren), das Kopfteil des Bettes gab ein solch unerträgliches Quietschen von sich, dass wir es abnahmen und dabei entdeckten, dass zwei von vier Schrauben fehlten und eine der verbleibenden kurz vor dem Herausfallen war (ebenfalls selbst repariert). Der Druckknopf der Toilettenspülung fiel eines schönen Nachmittags von der Wand (wurde von einem Techniker innerhalb kürzester Zeit wieder in Stand gesetzt), und unter uns gab ein Teil der Maschinerie, der ganz offenkundig gerade eines grausigen Todes starb, in unregelmäßigen Abständen ein Hämmern, Rattern und Röcheln von sich, das mich lebhaft an eine Schlagbohrmaschine erinnerte (hier brauchte die Technik immerhin sechs Tage für die Reparatur). Darüber hinaus hatten sich die Schränke verzogen, so dass einige Schranktüren und Schubfächer klemmten und nur mit Gewalt geöffnet werden konnten.

Insgesamt haben wir in dieser Kabine so wenig Schlaf gefunden wie in noch keiner anderen zuvor; jedem, der sich für eine Reise auf der „Costa Fortuna“ interessiert, muss ich dringend von den Mittschiffskabinen zumindest auf den Decks 1 und 2 abraten.

 

Von den hygienischen Verhältnissen her war die „Costa Fortuna“ außerordentlich sauber. Unsere Kabine war stets pikobello (außer am Anreisetag, hier ist das Personal wohl wirklich überlastet), die öffentlichen Bereich gut und regelmäßig gereinigt. Sogar die öffentlichen Toiletten (sonst eher ein Problembereich) waren tadellos.

 

Die Verpflegung

Nach wie vor hört man Klagen über eine schlechte Verpflegung bei Costa. Wie auch auf der „Costa Classica“ können wir diese Klagen nicht nachvollziehen. Die Verpflegung war fast durchgehend gut bis sehr gut, die Nachspeisen und die Pasta zum Teil exzellent, und das diesmal nicht nur im Restaurant, sondern auch im Buffetbereich – im Vergleich zur „Costa Classica“ in 2004 konnten wir insgesamt eine Steigerung der Qualität feststellen.

 

Im Restaurant „Michelangelo“ lag der Schwerpunkt des Speiseplans während unserer Reise auf Fischspeisen – es wurde unter anderem Lachs, Schwertfisch, Garnelen und Langusten in ordentlicher Qualität und Zubereitung angeboten. Sehr gut waren auch die Geflügelgerichte – die Ente a l´Orange muss ich hier besonders hervor heben, sie war ein wahrer Hochgenuss. Rindfleisch haben wir gemieden – es wurde nämlich meist medium serviert, und wir mögen beide kein halbrohes Fleisch. Unsere Tischnachbaren versicherten aber, es sei ebenfalls sehr schmackhaft gewesen. Auch die Suppen, insbesondere die kalten Fruchtsuppen und -cremes waren köstlich. Die einzige Enttäuschung im Speisesaal war das letzte Abendessen an Bord – es wirkte lieblos, wurde ziemlich kalt serviert und erweckte den Eindruck, als seien hier die Reste verarbeitet worden. Schade.

 

Das Buffet im Cristofero-Colombo-Restaurant war im Gegensatz zu dem der „Costa Classica“ sehr abwechslungsreich und empfehlenswert und umfasste neben dem üblichen Fastfood wie Hot Dogs, Hamburger und Pommes Frites auch Pizza, die der Renner für die Kinder war; sie  war nicht nur gut, sondern auch immer sehr heiß und frisch, da sie aufgrund der Nachfrage gar keine Zeit hatte, kalt zu werden. Darüber hinaus bot das Buffet am Mittag und Nachmittag auch eine große Auswahl an Pasta, Antipasti, Salaten (besonders der Shrimp-Salat mit Sellerie ist sehr zu empfehlen), Süßspeisen und Früchten. Beim Obst hätten wir uns mehr Auswahl gewünscht; meist wurden nur die obligatorischen Ananas und Wassermelone angeboten, manchmal auch Honigmelone. Im Hinblick auf die Jahreszeit denke ich aber, dass dies nicht zu beanstanden ist.

Zum Frühstück wurde gab es am Buffet die übliche Auswahl an Wurst, Marmeladen, Cerealien etc. Die Auswahl an Brötchen und Brotsorten war schwach, die Qualität jedoch gut. Den Kaffee (zum Selbstzapfen an großen Automaten) kann ich nur mit „ungenießbar“ beschreiben, dafür war jedoch das heiße Wasser tatsächlich fast kochend, so dass wir uns an den Tee hielten, den es zwar leider nur in Beuteln, dafür aber mit einer Auswahl von fast einem Dutzend verschiedener Sorten und in guter Qualität gab.

Wirklich missfallen hat uns im Buffetrestaurant das Geschirr. Dass Kunststoff verwendet wird, daran hat man sich ja mittlerweile gewöhnt. Aber Schüsseln, Tassen und Becher aus leuchtend grünem, blauen und gelbem Plastik? Kleinkinder-Geschirr, wie man es bei uns für 0,49 €/Teil im Supermarkt kaufen kann? Das hätte sicherlich nicht sein müssen. Ungünstig war auch das Verfahren beim Besteck: Statt jedem Gast am Eingang einen Satz Besteck anzubieten, wurden im „Cristofero Colombo“ die Bestecke an die Plätze gelegt – meist einmal. Kam man als zweiter Gast an einen Tisch, war oftmals kein Besteck mehr da, und man musste sich (manchmal sogar erfolglos) auf die Suche begeben.

 

Die auf der „Costa Classica“ beliebten Mitternachtsbuffets mit verschiedenen Themen fanden so auf der „Costa Fortuna“ nicht statt. Manchmal gab es zwar eine Kleinigkeit wie Eis oder Crêpes, manchmal wurden aber von Kellnern nur Häppchen gereicht, meist aber nur an Gäste, die auch in den Bars Getränke bestellt hatten.

Das Gala-Mitternachtsbuffet bewies unserer Ansicht nach, dass Costa aus Vorfällen, wie wir sie auf der „Costa Classica“ erlebt haben (hier wurde das Gala-Buffet bereits vor der Eröffnung überfallen und geplündert) gelernt hat. Im Speisesaal „Rafaelo“ waren ausschließlich die Dekorationen aufgebaut (einige Mitreisende waren bei diesem Anblick der Panik nahe – nichts zu essen, und das, nachdem man bereits zwei Stunden lang auf Nahrungsaufnahme hatte verzichten müssen!), die Platten mit den verschiendenen Speisen hatte man schön in der anschließenden Küche arrangiert (jede unter dem wachsamen Blick eines Koches). Gegessen wurde im Speisesaal „Michelangelo“.

Diese Anordung war zwar effizient und praktisch, ließ aber leider den eigentlichen Reiz eines Gala-Buffets, die Eleganz und das Flair vermissen. Vielleicht sollte sich Costa überlegen, ob man es nicht ganz aufgibt.

 

Das Personal

Das Personal der „Costa Fortuna“ ist wie üblich ausgesprochen international. Die Führungskräfte sind überwiegend aus Italien, die Service-Kräfte überwiegend aus Südostasien und Südamerika. Das Sicherheitspersonal war fast ausschließlich indisch.

 

Fast alle Beschäftigten waren immer freundlich, höflich und zuvorkommend und erledigten ihre Arbeiten flott und zuverlässig. Häufig fehlte allerdings etwas die Routine und der Schliff. So waren zum Beispiel unsere Kellner im Speisesaal sehr bemüht, brachten aber immer wieder die Bestellungen durcheinander, waren nicht in der Lage, die verschiedenen Gänge einheitlich zu servieren (ich hatte einmal meine Pasta bereits mehrere Minuten vor mir stehen, bevor bei den Tischnachbarn auch nur das Suppengeschirr abserviert wurde) und verwechslten auch schon mal Fisch- mit Steakbesteck.  Auch bei der Kreditkartenregistrierung empfand ich es als nicht sehr erfreulich, mit einer Mitarbeiterin der Zahlmeisterei zu reden, während diese ihren Kaugummi intensiv bearbeitete und ab und an kleine Blasen produzierte. Und wenn der Abtransport des Gepäcks in der letzten Nacht um zwei Uhr morgens nicht nur vom Poltern der Koffer, sondern auch von lauten Hallo und Gelächter der Mitarbeiter und dem Schmettern philipinischer Kampfgesänge begleitet wird, so zeugt dies zwar eindrucksvoll von der Lebens- und Arbeitsfreude der Stewards, aber nicht unbedingt von übertriebener Rücksichtnahme auf die Gäste in ihren Kabinen.

Hier sollte Costa mehr in die Ausbildung und die Schulung seines Personals investieren.

 

Auffällig war außerdem, dass anders als auf der „Costa Classica“ nur wenige der Service-Mitarbeiter Deutsch beherrschten. Wer kein Englisch spricht, sollte sich eine Reise auf der „Costa Fortuna“ gut überlegen.

 

Das Publikum

Das Publikum war ebenfalls sehr international. Die größte Gruppe bildeten die italienischen Gäste, gefolgt von Franzosen und den Gästen aus dem deutschsprachigen Raum. Darüber hinaus waren viele britische und für europäische Verhältnisse auch viele amerikanische Gäste an Bord (viele von ihnen ausschließlich wegen der Sonnenfinsternis). Insgesamt waren ca. 3000 Reisende an Bord, das Schiff war damit nicht voll ausgebucht, da ja viele Kinder in den Kabinen der Eltern untergebracht waren.

Das Niveau der Gäste war deutlich gehobener und angenehmer als auf der „Costa Classica“ vor zwei Jahren, Fehltritte wie damals konnten wir nicht beobachten. Da unter den italienischen Mitreisenden viele Kinder waren (überraschend viele auch im schulpflichten Alter) war allerdings für einen erhöhten Lärmpegel gesorgt, nie allerdings in einem wirklich unangenehmen Maße.

 

Die Nebenkosten

Als Trinkgeld wird ein Betrag von 6 € pro Person und Tag empfohlen, für Kinder zwischen vier und 17 die Hälfte.

Eine sehr unangenehme Überraschung bildete für uns der Einzug des Trinkgeldes; wie üblich wollten wir unseren Stewards ihren Anteil persönlich überreichen, weshalb ich bei der Zahlmeisterei um Einstellung der automatischen Abbuchung bat. Die Mitarbeiterin teilte mir jedoch mit, dass eine Reduzierung auf Null nicht möglich sei – es gäbe hier neue Gesellschaftsrichtlinien.

Wo aber die Untergrenze lag, wollte oder  konnte sie mir auch nicht sagen. Daher folgte eine „Preisverhandlung“, die lebhaft an das Feilschen in einem türkischen Basar erinnerte  und die ich auch abbrach (es erschien mir würdelos), der Abbuchung von ca. zwei Dritteln des empfohlenen Betrags zustimmte und nur den Rest persönlich gab. Weshalb mit der Endabrechnung allerdings nur die Hälfte des vereinbarten Trinkgeldes belastet wurde, ist mir unverständlich. Bedauerlich ist, dass die Mitarbeiter aufgrund der sinnlosen Costa-Regelung jetzt weniger erhalten haben, als sie verdienten – ich hoffe, dass Costa diesen Unfug noch überdenkt.

 

Die Getränkepreise entsprechen ungefähr dem Niveau gehobener deutscher Gastronomie – eine Flasche Wasser (0,7 l) kostete 2,30 €, ein Cocktail oder ein Bier war ab ca. 4,50 € erhältlich. Daneben werden verschiedene Wein-Pakete zu Preisen um 110 € angeboten, und für die Kinder gibt es eine Karte, bei der 20 alkoholfreie Getränke zu 40 € verkauft werden.

Eine „Flat-Rate“ für alkoholfreie Getränke wie bei etlichen anderen Reedereien durchaus üblich bietet Costa leider nicht.

 

Die Preise für Fotografien sind gegenüber der „Costa Classica“ gestiegen, liegen aber mir ca. 14 € für eine großformatige Aufnahme immer noch recht günstig.

 

Die Preise für unserer Ausflüge (halbtags) lagen zwischen 40 und knapp 50 €, was wir zwar nicht als Sonderangebot, aber als angemessen empfanden.

 

Überteuert waren die Preise für Postkarten. Eine Karte kostete auf dem Schiff einen Euro, der Versand nochmals 1,50 €. Vor allem die Versandkosten muss man eigentlich als Unverschämtheit bezeichnen, da – wie wir später feststellten – die Post nicht wie eigentlich üblich in den Anläufhafen aufgegeben wurde, sondern nach Ende der Reise gesammelt von Savona aus.

 

Die Unterhaltung

Das Unterhaltungsangebot war von der Qualität etwas wechselhaft und reichte hervorragenden, von Costa selbst produzierten Shows bis hin zu einem Bühnenzauberer, dessen Tricks jeder 12jährige mit einem Zauberkasten besser machen könnte. Das Schiff besitzt leider kein eigenes Bord-Orchester, die Musik war daher immer eine Konserve. Die Solo-Künster in den Bars und Salons, insbesondere die Pianisten und Sänger, erreichten wiederum eine erstaunlich hohes Niveau.

 

Die Animation (tagsüber am Pool, abends meist im Leonardo-da-Vinci-Salon) war meist recht laut und überwiegend auf die italiensichen Gäste zugeschnitten (es beteiligten sich auch kaum andere Gruppen). Das Wort „Niveau“ kann man im Zusammenhang mit der Animation teilweise nicht mehr verwenden; viele der Spielchen (wie z.B. die Wahl des „Mr. Costa Fortuna“, bei der ältere und recht beleibte Herren zum Strippen aufgefordert wurden), waren schlicht geschmacklos. Da es bei einigen der Pool-Spiele für die Mitspieler darum ging,  bestimmte Gegenstände der Mitreisenden zu sammeln (z.B. „Wer findet den größten Schuh?“), war die Animation auch manchmal recht aufdringlich.

 

Angeboten wurden ansonsten diverse Tanz- und Sprachkurse sowie Bastel und Mal-Kurse. Anspruchsvolle Angebote wie auf anderen Vier-Sterne-Schiffen teilweise üblich (wie z.B. Weinproben etc.) standen nicht auf dem Programm.

 

Das Fazit

Wir verbrachten einen angenehmen Urlaub auf einem modernen, komfortablen und geräumigen Schiff, dessen Inneneinrichtung jedoch etwas mehr Zurückhaltung gut getan hätte und das einige technische Probleme hat.

Die Verpflegung war gut, das Personal gab sich Mühe, bräuchte aber noch etwas Schulung und Routine. Die Nebenkosten hielten sich im Rahmen. Dringend verbesserungsbedürftig ist die Organisation.

Die Route war außerordentlich interessant, aber leider nicht reproduzierbar, da Sonnenfinsternisse leider recht selten sind.

Wir vermissten den gewissen Hauch von Luxus, den man gewöhnlich mit einer Kreuzfahrt verbindet; die Bewertung mit vier Sternen hat die „Costa Fortuna“ auch nur sehr knapp verdient, drei Sterne plus wären angemessener gewesen. Die Auszeichnung mit fünf „C“s in der Costa-eigenen Bewertung zeugt nach meiner Ansicht von sehr viel Mut.

Die „Costa Fortuna“ ist durchaus zu empfehlen für alle, die unkomplizierte Ferien machen möchten und denen es nichts ausmacht, ein Teil einer großen Menge zu sein. Liebhaber der „klassischen“ Kreuzfahrt sollten sie nicht in Erwägung ziehen.

 

Stefan Schöner

fam-schoener@freenet.de




©
Stefan Schöner