Transatlantik-Kreuzfahrt mit der Msc Sinfonia
13.03. - 31.03.2007


Gesamter Inhalt: Kreuzfahrt Reiseberichte


Von Brasilien Transatlantik nach Genua mit der MSC Sinfonia

Vorbemerkung
Nachdem wir 1998 unsere erste Kreuzfahrt mit einem MSC-Schiff (der Melody) gemacht hatten und seitdem viele andere Reedereien, wie Costa, AIDA, Celebrity Cruises und Transocean probiert hatten, wollte wir uns einen aktuellen Eindruck über eine Reise mit einem MSC-Schiff machen.
Da wir Brasilien noch nicht kannten, bot sich hier die Fahrt von Rio de Janeiro entlang der brasilianischen Nord-Ost Küste über Salvador de Bahia, Maceio und Fortaleza an. Das Ganze verbanden wir mit einem 5-tägigen Aufenthalt in Rio, wo wir im sehr empfehlenswerten „Rio Internacional“ direkt an der Copacabana wohnten.
Nach der Überquerung des Atlantiks führte die Route über Cadiz und Valencia in Spanien und endete im italienischen Genua.

An- und Abreise, Organisation
Die Anreise nach Rio erfolgte über Madrid mit Iberia und verlief reibungslos. Dort hatten wir über das Hotel vorher per mail einen pick-up Service für 70,- Real (ca. 25,- €) organisiert.
Nachdem wir Rio ausgiebig mit öffentlichen Verkehrsmitteln und zu Fuß (mit der erforderlichen Vorsicht) erkundet hatten, fuhren wir am 5. Tag zeitig mit dem Taxi zum nicht weit entfernten Hafen.
An dem hübschen, alten Hafengebäude, das für große Schiffe viel zu klein ist, fiel die Orientierung nicht ganz leicht. Nachdem man das Gepäck an einer Rampe an der Strasse abgegeben hatte musste man das halbe Gebäude umrunden um an der anderen Seite in die Halle zu kommen. Eine Beschilderung existierte nicht. Dort erhielt man relativ zügig die Bordausweise, was normalerweise den Abschluss der Eincheck-Prozedur darstellt – aber hier begann es damit. Nach Verlassen der Halle ging es ein ganzes Stück am Pier Richtung Schiff, welches dann über eine einzige kleine Gangway betreten werden sollte. Die zwangsläufig auftretende längere Wartezeit auf der nicht überdachten Gangway, bei 35 Grad in praller Sonne, fiel insbesondere älteren Menschen und Kleinkindern schwer.
An Bord angekommen war man sich nicht einig, ob wir nun unseren Pass abgeben sollten oder nicht – entschied sich dann aber doch sicherheitshalber dafür. In langen Warteschlangen, die das halbe Deck durchzogen, langsam gen Abfertigungsschalter vorrückend, hatten wir bereits Gelegenheit eine unfreiwillige Schiffbesichtigung machen.
Aber nach einiger Zeit war auch dies geschafft und wir konnten in unsere Kabine. Obwohl seit der Abgabe des Gepäcks nun reichlich Zeit verstrichen war, war dieses dort noch nicht angekommen.
Fazit: Die komplette Einschiffung war total dilettantisch, es war kein System zu erkennen. Es wurde scheinbar alles dem Zufall überlassen. Das Personal war völlig überfordert und unfähig, häufig nicht der englischen Sprache mächtig – was insbesondere unter dem Aspekt der Sicherheit, kritisch ist.

Beim Abendessen hatten wir die 2. Sitzung gewählt, die bei MSC ungewöhnlich spät und zwar um 21:30 Uhr stattfindet. Im weiteren Verlauf wurde sie auf 21:15 vorverlegt.
Eine m.E. Unsitte ist, dass man Gäste gleicher Nationalität oder zumindest gleicher Sprache zusammensetzt, so landeten auch wir an einem großen Tisch, an dem bereits vier holländische Paare saßen.
Wir ziehen es im Urlaub eigentlich vor, auch Menschen anderer Nationalität kennen zu lernen, da wir mit den gängigen Fremdsprachen kein Problem haben.
Am nächsten Tag versuchten wir daher den Maitre´d zu erreichen um einen anderen Tisch zu bekommen. Das gestaltete sich etwas schwierig. Als wir es mittags versuchten, war er nicht mehr da, abends vor der 1. Sitzung war er noch nicht da. Als es uns dann endlich gelang ihn zu erwischen, war er sehr unwirsch und drückte uns nach kurzem Blick auf seinen Computer, ohne große Diskussion einen Zettel mit einer anderen Tischnummer in die Hand. Etwas mehr Zugewandtheit und ein etwas verbindlicheres Auftreten wären für einen Maitre sicher angemessen gewesen.
Der neue Tisch jedoch erwies sich als zufrieden stellend, zudem er sich in dem kleineren
Il Covo -Restaurant befand, indem eine weitaus gelassenere Atmosphäre herrschte, als in dem großen Il Galeone -Saal. Der dortige Maitre legte jedoch ein vergleichbares Verhalten an den Tag - vor uns eintreffende italienisch sprechende Gäste wurden überschwänglich begrüßt, während man uns kaum eines Blickes würdigte.
Die auf den Deckplänen dargestellte Tischanzahl bzw. -verteilung, steht allerdings in krassen Gegensatz zu Realität. Die Restaurants sind, wie alle anderen öffentlichen Bereiche des Schiffes völlig "übermöbeliert", d.h. man muss sich überall durchzwängen, weil Tische und Stühle viel zu eng stehen. Nicht nur die Gäste sind betroffen auch dem Personal wird das Servieren bzw. das Abräumen sehr erschwert.

Das Schiff
Die MSC Sinfonia wurde bekanntlich 2002 als „European Stars“ für die Reederei Festival Cruises gebaut. Nach der Insolvenz der Firma 2004 erwarb MSC sie und nach einem (sehr geringfügigen) Umbau fährt sie seit 2005 als „Sinfonia“ über die Meere. Sie ist weitgehend identisch mit ihrem Schwesternschiff der ehem. European Vision die nunmehr ebenfall für MSC als „Armonia“ unterwegs ist.

Kabinen
Die Kabine mit Balkon die wir hatten, nannte sich Suite. Dies ist sicher etwas vermessen, bei anderen Reedereien ist das eine Aussenkabine mit Balkon. Die Kabinen zeichnen sich durch großflächiges Holzdekor aus, welches jedoch bereits bei mäßigem Seegang zu lauten Knarz- und Pochgeräuschen neigt. Jedoch vermitteln sie durch reichliche Spiegelflächen einen optisch großzügigen Eindruck, die Stauflächen sind auch bei längeren Aufenthalten ausreichend.
Der metallene Fuß des Couchtischchens war von oben bis unter total verrostet, sodass man sich vorsehen musste, sich die Kleidung nicht zu verderben. Die Handtücher wiesen gelegentlich starke Verschleissspuren und gar Löcher auf. Ungünstigerweise befand sich unsere Kabine direkt unter dem Pinoccio-Club genannten Kindergarten. Dies führte bis nachts um 12 Uhr zu starken Geräuschbelästigungen aufgrund der schlechten Dämmung.

Öffentliche Flächen, Bordleben und Unterhaltung
Die bei anderen Reedereien selbstverständliche Livemusik beim Auslaufen aus den Häfen ist bei MSC offensichtlich nicht üblich, wir hörten während der ganzen Fahrt - deren größter Teil ja nun mal in Brasilien stattfand - keine südamerikanischen Klänge. Beim Ablegen laufen die ständig auf dem Sonnendeck stattfindenden lautstarken Animationsspielchen, Bingo oder Quiz ungestört weiter.
Häufig wird man durch überlaute Lautsprecherdurchsagen aufgeschreckt, die vorrangig in allen Sprachen erfolgen. Deutsch kommt im Allgemeinen an letzter Stelle.
Das während der ganzen Fahrt gedrehte Video, wird bei anderen Reedereien täglich aktuell im Bordfernsehen gezeigt. Hier wird es nur auf einem Flatscreen neben dem Ausflugs-Desk gezeigt. Ebenfalls nur dort sieht man Filme der Ausflüge, die es woanders üblicherweise auf dem Fernseher in der Kabine gibt.
Fotografiert wird auch bei jeder Gelegenheit. Die Bilder sind von akzeptabler Qualität, es wird den "Opfern" zumindest nicht voll ins Gesicht geblitzt. Jedoch, wenn der Blitz mal nicht "zündet“, wird es Abzug trotzdem gemacht - obwohl die abgelichtete Person wie eine Wasserleiche aussieht. Die Preise fangen bei 9,95 € für einen kleinen Abzug an.

Abends finden im hübsch gestalteten San Carlo Theater je eine Veranstaltung für jede Tischzeit statt. Angesagt werden sie vom Cruise Director, einem kleinen, glatzköpfigen, dicklichen Mann der jede Veranstaltung in vielen Sprachen ansagt, die sich aber alle wie italienisch anhören. Die Darbietungen selbst sind nicht gerade spektakulär, z.B. schmettert ein passabler Tenor Heinos "Mama" auf Italienisch. Auch ein Ballett gibt es, bestehend aus russischen Tänzern und Tänzerinnen, sowie einige Artisten und Komiker. Recht anspruchsvoll ist ein Geige/Klavier-Duo.

Die Mahlzeiten, das Essen
Das Frühstück und das Mittagessen konnte wahlweise im Galeone-Restaurant mit Bedienung oder im Selbstbedienungsrestaurant La Terrazza eingenommen werden. Da die Atmosphäre dort war sehr laut, aggressiv und hektisch war, wählten wir an den Seetagen (wenn man etwas mehr Zeit hatte) das Restaurant mit Bedienung. Ob man dort jedoch alles so bekam wie man es wünschte, war sehr von dem jeweiligen Kellner abhängig, denn nicht alle waren gleichermaßen, zumindest der englischen Sprache mächtig.
Mittags wählten wir daher meistens das Selbstbedienungsrestaurant, da man sich da das nehmen konnte was man sah.
Die Qualität der Speisen war im Allgemeinen unbefriedigend. Zum Abendessen serviertes Kalbfleisch war von minderer Qualität, sehnig und zäh. Als Ersatz gelieferter "Schinken" stellte sich als säuerliches leberkäs-artiges Formfleisch dar. Lammfleisch hatte einen stark Hammelfleisch-typischen Geruch, der Thunfisch war trocken, zäh und schwarz.
Als Salat-Dressing zum Mittag konnte man zwischen einer dicken Pampe oder tranigem Öl wählen.
Während der Mahlzeiten konnte man zum Trinken im Innenbereich an zwei Stationen Wasser, Kaffee oder Tee bekommen. Zum Frühstück gab es zusätzlich Säfte. Bei gutem Wetter waren im Außenbereich zwei weitere Stationen in Betrieb. Insgesamt waren diese Stationen angesichts der Menge der Passagiere keineswegs ausreichend, es kam regelmäßig zu langen Warteschlangen und Unmutsbekundungen.
Die Außen-Automaten standen für Wasser auch außerhalb der Essenszeiten zur Verfügung.
Wasser, Saft und draußen auch der Kaffee, wurde ausschließlich in Plastikbechern ausgegeben, der Kaffeetasse an den Innenstationen wurde grundsätzlich ein Plastiklöffel beigelegt. Dies ist besonders verwunderlich, da das Schiff sich gerne als "Öko-Schiff" verkauft - sicher ist es nicht damit getan, dass man einige getrennte Müllbehälter aufstellt.

Außerhalb der regulären Essenszeiten gab es an Bord nichts zu Essen, besonders ärgerlich wenn man verspätet von Landgängen zurückkommt. Auf anderen Schiffen, insbesondere amerikanischen, wird das anders gehandhabt.
Der am Nachmittag verfügbare Kuchen sah jeden Tag gleich unappetitlich aus, beliebt waren besonders schmierige Cremetorten. Einzig die schlichten Kekse bildeten einen gewissen Ausweg.
Eis war außer zum Abendessen am Büffet nicht verfügbar - und das auf einem italienischen Schiff! Bei gutem Wetter konnte man jedoch an der Gelateria auf dem Sonnendeck (gegen Bezahlung) seinen Eis-Hunger stillen.
Den Kaffee zum Dessert beim Abendessen gibt es nur auf gezielte Nachfrage.


Vorräte
Ab dem 5. Tag war kein Mineralwasser mit Gas (Pellegrino) in gr. Flaschen mehr vorhanden, ersatzweise gab es 0,4 ml Flaschen. Ab dem 6. Tag ging das Müsli aus, auch grüner Salat war tageweise nicht vorhanden. Trotz der gegebenen Möglichkeit wurde in Fortalezza vor der Atlantikpassage nicht nachproviantiert.
Die Boutiquen waren fast leer gekauft. Sie waren wohl einmal bei der Hinfahrt vor einem 1/2 Jahr aufgefüllt worden und niemals nachgefüllt worden. Positiv war es möglicherweise für diejenigen, die die Größen der liegen geblieben Waren brauchten, das sie sie zu Ausverkauf-Preisen bekamen.
Schokolade, Nüsse oder anderes Naschwerk sind auf dem ganzen Schiff nicht verfügbar. Schnaps und Zigaretten hingegen sind - für die die ´s brauchen - reichlich vorhanden.

Die Nebenkosten
Die Landausflüge bewegen sich von der Kostenseite her im Rahmen der Branche und lagen für einen Halbtagesausflug zwischen knapp 40 und etwa 70 € für eine Ganztages-Tour. Persönlich haben wir sie jedoch nicht in Anspruch genommen, bis auf die Stadtbesichtigung in Genua, da sie an den Transfer nach Mailand gekoppelt war. Der Preis betrug 76,- Euro.

Als Trinkgeld wurde das Bordkonto etwa 3 Tage vor Ende der Reise mit 5 € pro Tag und Person belastet, was uns angesichts der Leistungen des Servicepersonals als angemessen erschien. Allerdings würden wir zukünftig die automatische Abbuchung rückgängig machen lassen; denn wir hatten bei mehreren Servicekräften den Eindruck, dass bei ihnen recht wenig ankommt. Wir würden daher zukünftig das Trinkgeld auf alt herbrachte Weise persönlich verteilen.

Die Getränkepreise hielten sich in Grenzen. Eine Flasche Wasser (0,75 l) kostet im Speisesaal 2,20 €, eine 0,5er 1,50 €, der Cocktail des Tages schlägt mit 2,99 € für den alkoholfreien und 4,99 € für den alkoholhaltigen zu Buche. Durch den Erwerb eines Weinpakets zum Preis von 89 € kann man seine Getränkekosten zum Abendessen etwas günstiger gestalten. Es beinhaltete 7 Fl. Wein (wahlweise rot od. weiß) und die gleiche Anzahl Wasserflaschen.

Die bei jeder Gelegenheit gemachten Fotografien sind mit 9,95 € für eine kleine und bis zu 20 € für eine großformatige Aufnahme relativ teuer. Das sieht man auch daran, dass Unmengen von Bildern nicht gekauft und vernichtet werden.
Der Postkartenversand wird von der Rezeption für zwei Euro erledigt.
Die Kosten für die Internet-Nutzung waren mit 5,- € für 10 Minuten relativ hoch.

Auf der Kabine gab es selbstverständlich Bademäntel und auch eine Schale mit Obst war vorhanden, die während der Reise täglich aufgefüllt wurde.


Fazit
Bei den Reedereien laufen diese Touren unter dem Begriff „Überführungsfahrten“, denn es gilt ein Schiff nach Ende der Saison in einem Einsatzgebiet, in ein anderes zu überführen. Die Gäste sind dabei oft ein lästiges Übel. Die Mannschaft und das Servicepersonal ist ausgepowert und (wie in diesem Fall) froh, nach Monaten wieder nach hause zu kommen.

Hervorzuheben ist das Verantwortungsbewusstsein des Kapitäns bzw. der Reederei. Am Mittag des Tages nach Verlassen des südamerikanischen Kontinents, kurz nach dem Überqueren des Äquators, drehte das Schiff um und fuhr aufgrund eines „medizinischen Notfalls“ nach Fortaleza zurück. Die Ursache war der Herzinfarkt eines älteren Passagiers der, angesichts der vor uns liegenden 5tägigen Altlantiküberfahrt, wohl nur in einem Krankenhaus versorgt werden konnte.
Durch Kürzung der Liegezeiten in Cadiz und Valencia, gelang es sogar, die vorgegebene Ankunftszeit in Genua zu halten.

Zusätzlich wurde die Situation durch eine Gruppe von 87 Bolivianern an Bord verschärft, die vor einer Änderung der EU - Einreisebestimmungen noch schnell nach Spanien wollten. In jedem europäischen Hafen erwarteten uns ganze Pulks von Journalisten, Fotografen und Fernsehteams. Letztlich wurden sie in Genua ins Flugzeug gesetzt und nach La Paz zurückgebracht.

Generell werden derartige Fahrten von Lateinamerikaner dazu genutzt um günstig nach Europa zu kommen, um Verwandte und Freunde zu besuchen oder Urlaub zu machen. Häufig sind das Menschen die noch nie gereist sind und sich dementsprechend benehmen.
Die gesamte Kreuzfahrt wird dadurch etwas stillos. Das Publikum war zu einem großen Anteil laut, aggressiv und ordinär. Es wird schon mal gespuckt, geschubst und mit Essen geworfen. Gelegentlich kommt es zu Verbrüderungen zwischen den lateinamerikanischen Gästen und dem Servicepersonal gleicher Herkunft, so dass die anderen Gäste oft „aussen vor“ sind.
Sicher ist man da etwas besser beraten, wenn man so eine Fahrt in der anderen Richtung bucht.

Kurzum, Überführungsfahrten bieten die Möglichkeit ein Schiff zu einem etwas günstigeren Preis ausgiebig kennen zu lernen – wenn auch nicht immer von seiner besten Seite….

Ernst-Bodo

 




© Ernst-Bodo