SPV Royal Clipper, 17.10.-02.11.2002, Malaga - Barbados


Gesamter Inhalt: Deutschsprachige Reiseberichte

Von: Sünje Sigmund

Die Route
Malaga - Seetag - Casablanca - Seetag - Lanzarote - Teneriffa - 10 Seetage - Barbados

Das Schiff
SPV (sail powered vessel) Royal Clipper (RC) ist ein 5-Mast Vollschiff, das heißt, dass alle 5 Masten Rah-getakelt sind. RC ist ein Nachbau der „Preussen“, hat eine Tonnage von 5000. Länge: 134 Meter, Breite: 16.5 Meter, Tiefgang: 5,6 Meter, Masthöhe: 54 Meter, Segelfläche: 5000 qm.
Es können maximal 228 Passagiere mitfahren, bei unserer Reise waren es 151 (aus USA, Deutschland, Australien, GB, Frankreich, Kanada, Belgien, Schweiz,...), Bordsprache ist Englisch und Deutsch. Es waren 99 Besatzungsmitglieder an Bord. Kapitän aus Deutschland, Offiziere aus Skandinavien und Russland, ansonsten war ganz Europa vertreten und der Koch und die meisten Stewards kamen von den Phillipinen.

Einschiffung
Am Anfang des Hafens ein kleines weißes Zelt, in dem man bei einem Begrüßungsdrink die Formalitäten schnell und unkompliziert erledigen konnte. Pass und die Koffer abgeben, dafür die Bordkarte (ist gleichzeitig Kabinenschlüssel, Abwesenheitskontrollkärtchen bei Landgängen und Zahlungsmittel an Bord) in Empfang nehmen, das war’s. Zum Schiff konnte man entweder mit einem Shuttle-Kleinbus fahren oder (ca. 10 Minuten) zu Fuß gehen. Anstehen muss man bei einem Schiff dieser Größe nicht.

Kabinen
Wir hatten uns eine Balkon-Kabine (Nr. 311) ausgesucht, weil wir, bei so langer Zeit ununterbrochen auf See, einen schönen Rückzugsbereich ohne andere Passagiere haben wollten. Nur in den Balkon-Kabinen gibt es Room-Service, eine Minibar und eine Whirlpool-Badewanne (schön nach dem Sport im Fitnessraum). Die Kabine war schön groß (ca. 18 bis 20 qm), die Einrichtung mit „Stuck“ an der Decke und den Wänden und viel Holz und Messing gediegen. Es war genug Stauraum vorhanden. Wir hatten Gelegenheit, uns die Kabine 103 (Kategorie 5) anzusehen, in der konnte man sich fast nicht umdrehen. Schönes Duschbad, aber außer dem Bett (Doppelbett an der Wand) gab es nur noch einen Hocker in der Kabine und der kleine Schrank war nicht ausreichend für 2 Wochen Reise.

Essen und Trinken
Es gibt nur ein Restaurant auf der RC und auch keine Möglichkeit woanders zu essen. Morgens und Mittags bedient man sich vom Buffet (die Auswahl war absolut in Ordnung), nachmittags werden Kuchen und Sandwiches in der Tropical Bar gereicht. Abends wird ein Menu serviert (eine Sitzung, ohne feste Plätze). Das Essen war nicht „sterne-verdächtig“ aber immer sehr lecker. 2 Mal auf dieser Reise wurde das Mittags-Buffet in der Tropical Bar serviert, was aber keine gelungene Alternative zum Restaurant ist, da es zu wenig Sitzgelegenheiten gibt. Es gab immer kostenlos Eiswasser zu den Mahlzeiten. An der Tropical Bar gab es immer Obst, Kaffee, Tee und Wasser. Barpreise: Wein ab USD 12,- pro Flasche, Softdrinks USD 1.50 (Dose), Bier: USD 3,- (Dose). Automatischer Aufschlag von 15% Service auf die Getränkerechnungen.

Kleidung
immer leger. Es gab zwar zum Ende der Reise ein Captains-Dinner, aber selbst da musste man keinen Anzug/Kleid anziehen.


Aktivitäten an Bord
Die Royal Clipper hat viel Freifläche und sehr viele Liegen. Die 3 Pools sind von der Größe her eher Pfützen, aber zum Abkühlen taugen sie doch.
Eines der Highlights des Tages war die allmorgentliche „Captain’s Story Time“, zuerst auf deutsch, dann auf englisch, in der Kapitän Jürgen etwa 45 Minuten lang zum Wetter, zur Position und über so interessante Themen wie Seekrankheit, Piraten, Entdeckung Amerikas oder Leuchttürme sprach.
Abends, zum Sonnenuntergang, versammelte man sich bei der Brücke und sang gemeinsam „Salve Regina“, ein Lied, dass angeblich schon auf den Schiffen Columbus’ gesungen wurde.
Zweimal hatten wir die Gelegenheit, den Mast bis zur ersten Mars hochzuklettern. und einmal wurde eine Zodiac-Fahrt rund ums Schiff zum Fotos machen angeboten. Lustig war der Nachmittag, als wir mitten auf dem Atlantik „RC Olympic Games“ feierten (Crew und Passagiere gemeinsam). Gelegentliche Vorträge über Navigation, alte Schiffe oder den Sternenhimmel (teils vorgetragen von Passagieren!) machen den Interessenschwerpunkt der Mitreisenden deutlich.
Die RC hat eine ausklappbare Marina im Heck. Von dort aus kann man Zodiac oder Banana-Boat fahren, es gibt Tauchausrüstungen Surfbretter und Wasserski. Ein 3-köpfiges Sports-Team organisiert alles. Auf unserer Überfahrt waren die Wellen zu hoch, so dass wir nicht, wie von vielen gehofft, von der Marina aus im Ozean schwimmen konnten.

Abends war der Anlaufpunkt die „Tropical Bar“, hier spielte allabendlich ein Duo (man kennt die Lieder nach wenigen Tagen...) und es gab kleine Wettbewerbe (Tanzen, Kostüm an Halloween, Krabbenrennen,...) sowie eine gemeinsame Party mit der Crew.

Trinkgeld
Es wird USD 8,- pro Tag und Person empfohlen, man kann entweder persönlich verteilen oder einen Gesamtumschlag in einen Topf, der beim Purser’s Office steht, werfen.

Fazit
Obwohl mir am Anfang „sauschlecht“ war (die langen Wellen des Atlantik...), war dies die schönste Kreuzfahrt, die ich je gemacht habe. Hier spürt man noch richtig, dass man auf einem Schiff ist, die Seefahrt und das Segeln stehen im Mittelpunkt. An Deck zu stehen, die Segel über einem und den Sonnenuntergang voraus - traumhaft! Dazu das Gefühl in der Mitte des Atlantik wirklich „ab von aller Welt“ zu sein, einfach schön. Aufgrund der geringen Zahl der Menschen an Bord und der gemeinsamen Interessen ergab sich schnell eine verschworene Gemeinschaft. Es ist ein Schiff für Segelbegeisterte, die dennoch den Komfort einer Kreuzfahrt nicht missen möchten.

Sünje Sigmund, 26.02.2003

E-Mail: Sünje Sigmund



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